Kunstverein zeigt neue Ausstellung "umstellen"
Es ist vielleicht das Kernproblem, gar eine Art Trauma der zeitgenössischen Kunst: Im 20. Jahrhundert haben sich die Künstler davon befreit, Dinge in ihren Werken gegenständlich darstellen zu müssen. Mit abstrakten Bilder und Objekten haben sie ihre Kunst selbst und die Frage nach ihrer Wahrnehmbarkeit auf unterschiedliche Art immer stärker zum eigentlichen Thema gemacht. Was kann jetzt, Anfang des 21. Jahrhunderts darauf eigentlich noch folgen?
Die Ausstellung "umstellen", die derzeit in der kommunalen Galerie Nord in der Turmstraße 75 zu sehen ist, soll genau dieser Frage nachgehen. Es ist sicher nicht das erste Mal, dass Kunst auf diese Weise sich selbst, seine Grenzen und Möglichkeiten reflektieren soll. Fokus der Ausstellung, so beschreiben es die Kuratoren im zugehörigen Infoblatt, sei das "Danach". Die Frage also, wie die gegenstandslose Kunst "fortentwickelt, möglicherweise aufgebrochen" werden könne. Die fünf Künstler, die dazu ihre Werke zeigen, gehen die Aufgabe in unterschiedlichen Medien und - natürlich - mit unterschiedlichen theoretischen Ansätzen an. Zu sehen sind Werke der Malerei, der digitalen Bildbearbeitung und Skulpturen.
Der Berliner Künstler Pedro Boese etwa nähert sich der Frage mit abstrakt gestalteten, teilweise beschädigt wirkenden Platten aus Hartfaser. In einem seiner Werke hat er sie mit grauem Kunstharzlack grundiert und darauf knallrote Formen platziert. Während die meisten Platten völlig intakt sind, scheinen einzelne abgebrochen, beschädigt zu sein. Boese ist damit zwar - innerhalb der Bildfläche - der gegenstandslosen Darstellung treu geblieben. Sein Werk im Ganzen als Objekt kann trotzdem mit Gegenständen assoziiert werden, etwa mit bunten Wandverkleidungen aus den 70er-Jahren oder ähnlichem.
Auch die Werke anderer Künstler bewegen sich auf der Grenze zwischen radikal gegenstandsloser Darstellung einerseits und der Assoziation von Dingen andererseits. Claudia Kugler zeigt als hochauflösende Prints die Darstellung von Farbfeldern. Einige der Felder scheinen allerdings aus Naturstein zu sein. Wird damit doch ein architektonischer Raum gezeigt? Oder spricht die Fläche weiterhin nur für sich? Allgemeiner gefragt: Liegt die Zukunft der Kunst, wie sie derzeit in Moabit gezeigt wird, vielleicht in der Abkehr von der Abkehr vom Gegenstand?
Autor:Ralf Liptau aus Tiergarten |
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