Meinungsbild über Straßenstrich an Kurfürstenstraße
Moabit. Es gibt weder die eine Meinung noch die eine Lösung. Seit Jahren wird über den Straßenstrich in der Kurfürstenstraße diskutiert - teils mit emotional vorgebrachten Maximalforderungen. Eine Bürgerausstellung versucht nun, ein ausgewogenes Meinungsbild abzubilden. Zu sehen derzeit im Rathaus Tiergarten.
"Auf einmal war das eine Installation im Straßenraum, ein richtiges Event", erinnert sich Rolf Hemmerich an die ersten Ausstellungspräsentationen im vergangenen Sommer rund um die Kurfürstenstraße. Mit seinen Mitstreitern Gerhard Haug und Christiane Howe vom Verein "Netzwerk Stadtraumkultur" hatten sie im Kiez Meinungen zu der Thematik zusammengetragen und auf elf transportable Ausstellungswände gebracht. Gezeigt haben sie die Tafeln dort, wo auch das Thema zu Hause ist: rund um die Kurfürstenstraße. Nun sind die Stellwände im Rathaus Tiergarten zu sehen. Und auch dort sind sie genau richtig.Seit Jahren wird auch in der Bezirkspolitik debattiert über die Zustände in der Kurfürstenstraße. Die einen wollen den Straßenstrich komplett abschaffen, andere sehen ihn als historisch gewachsen und damit legitimiert. "Mit unserer Ausstellung", sagt Haug, "wollten wir einen Beitrag zur Mediation liefern." Also wegführen von der emotionalen Debatte, in der es nur noch um Schwarz oder Weiß gehen kann, hin zu einem differenzierteren Bild.
30 Beteiligte haben die drei Initiatoren des Projekts im vergangenen Jahr befragt nach ihrer Meinung zu dem Thema. Darunter Anwohner, Gewerbetreibende und Vertreter sozialer Einrichtungen. Und auch eine Prostituierte und einen Freier. Die Erkenntnis der Befragungen sei gewesen, dass die Akzeptanz vor Ort größer ist, als vielleicht gedacht, dass nur die Rahmenbedingungen verbessert werden müssten. Also beispielsweise mehr und geeignetere Orte zur "Verrichtung" schaffen. "Die Auswirkungen des Ganzen müssen eingedämmt werden", so Haug.
Um dafür Konzepte zu entwickeln, müsse das Thema allerdings erst einmal wieder offener diskutiert werden. "Wir haben nicht das Gefühl, dass wir mit unserer Ausstellung wirklich einen Prozess in Gang setzen konnten, der von den Betroffenen weiter getragen wird", gesteht sich Hemmerich ein. Trotzdem wollen sie weitermachen. Bis zum 31. Januar sind die Tafeln im zweiten Obergeschoss des Rathauses Tiergarten zu sehen. Im Sommer sollen sie dann nochmals auf die Straße und im Herbst ins Rathaus Schöneberg.
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