Moabit. Der Kampf der Mieter gegen die Luxussanierung ihres 60er-Jahre-Wohnhauses in der Calvinstraße 21 geht weiter. Inzwischen wird bundesweit über den Fall berichtet. Mit einer Verhandlung vor dem Landesgericht könnte die Geschichte Ende März zu einem Ende kommen.
Dieses Ende kann so oder so aussehen. "Vielleicht sagt uns das Gericht, dass wir die ganzen Arbeiten dulden müssen. Dann können wir nichts mehr dagegen machen", befürchtet Roman Czapara. Seit zwölf Jahren wohnt er mit seiner Frau Hanna in einer Dreizimmerwohnung in der Calvinstraße 21. Seit drei Jahren kämpfen sie dagegen an, dass sie ihr Heim räumen und den Bauarbeitern überlassen müssen. Um dann unter Umständen in eine luxussanierte Wohnung zurückkehren zu müssen, die teurer sein wird und den Czaparas nicht mehr gefällt. Nach der ersten Modernisierungsankündigung der Biberacher Terrial GmbH im Jahre 2009 sind nach und nach neun der ursprünglich 15 Mieter ausgezogen. Die erste Ankündigung erwies sich später als genauso rechtsunwirksam wie die zweite im Jahre 2011. Dennoch, so beklagen die Czaparas und ihre verbliebenen Nachbarn, sei das Haus in den vergangenen Jahren "schrittweise unbewohnbar gemacht" worden. Seit Sommer 2009 wurden nebenan und im Hinterhof ein Neubau und eine Tiefgarage errichtet. Das Nachbargebäude auf der anderen Seite wurde seit 2011 luxussaniert. Alles auf Geheiß des gemeinsamen Eigentümers, der Terrial GmbH. Im Haus der Calvinstraße 21 selbst ist in den vergangenen Monaten der Fahrstuhl ausgebaut worden, die Keller waren zeitweise nicht zugänglich. Der Mieterin Helga Brandenburger wurden schon vor zweieinhalb Jahren Küchen- und Badfenster zugemauert. Vor einigen Wochen wurden die Stufen im Treppenhaus mit Spanplatten überdeckt. Czapara ist hier gestürzt, weil sich die Konstruktion gelöst hatte. An den Feuerschutz mag er gar nicht denken. "Es scheint, als würden die Treppenstufen vor den Bauarbeiten geschützt, wir aber nicht", so der Mieter.
Im vergangenen Sommer hat der Eigentümer den Mietern eine dritte Modernisierungsankündigung geschickt. Das Amtsgericht hat entschieden, dass sie die vorgesehenen Arbeiten nicht dulden müssen. Die Terrial ging in Berufung. Im kommenden März wird neu verhandelt. "Ich habe manchmal das Gefühl, dass alle nur noch darauf warten, dass sich der Streit so erledigt", sagt Roman Czapara. Er fühle sich auch von der Politik im Stich gelassen. Im Dezember habe er beispielsweise das bezirkliche Bauamt auf die Brandgefahr durch die Platten im Treppenhaus hingewiesen. "Da kam bis heute keine Antwort", beklagt er. Gleichzeitig, so betont er, wolle er weiter kämpfen. "Allein schon deshalb, weil ich meine Nachbarn nicht im Stich lassen will."
Ralf Liptau / flip
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