Musikerin etabliert Jazzreihen an ungewöhnlichen Orten
"In den vergangenen Jahren hat es eine totale Explosion an Jazz-Sessions gegeben, vor allem in Berlin", sagt Tina Jäckel. Nur in Moabit seien kaum Veranstaltungen in dieser Richtung organisiert worden. "Dabei wohnen hier erstaunlich viele Leute, die sich für Jazz interessieren und selbst spielen." Vor allem mit der Veranstaltungsreihe im Keller des Zentrums für Kunst und Urbanistik (ZK/U) im Moabiter Stadtgarten will Jäckel diesen Leuten mit ihrer Session "einen Ort geben".Noch bis Anfang November stehen in dem ehemaligen Güterbahnhofsgebäude alle zwei Wochen donnerstags nicht nur wechselnde Konzerte auf dem Programm, sondern es gibt anschließend auch für Musiker die Gelegenheit, spontan selbst auf die Bühne zu kommen. Die "Opener Band" spielt am Anfang jeder Session ab 21 Uhr rund eine Stunde lang. Jäckel stellt für jeden der Abende eigens eine Gruppe zusammen, die nach Möglichkeit selbst geschriebene Stücke spielt. Nach einer kurzen Pause stürmen dann diejenigen aus dem Publikum auf die Bühne, die selbst spielen können und ihre Instrumente dafür mitgebracht haben. "Eine klassische Jazz-Session eben", sagt Jäckel. Gerade in Berlin gebe es ein "Riesennetzwerk" an Musikern, die sich zu solchen Veranstaltungen verabreden. "Das kann am Ende auch mal ein Chaos geben, aber normalerweise ist die Qualität der Musik sehr hoch," betont sie.
Weniger spontan sind die Konzerte in der Reformationskirche an der Ecke Beussel- und Wiclefstraße. An noch vier Tagen bis Ende November wird dort ebenfalls Jazz gespielt, allerdings ausschließlich mit vorher festgelegten Bands. Jäckel spielt dort jedes Mal selbst in einem festen Trio, als Gast kommt jeweils ein anderer vierter Musiker dazu. Gespielt wird in einem kleinen Raum im Turm der Kirche. Die Spielstätten beider Veranstaltungsreihen würden in ihrer "rauen Atmosphäre" besonders gut zur Musikrichtung des Jazz passen. "Die Veranstaltungen entwickeln sich einigermaßen spontan, und die Musik ist lebendig", sagt Jäckel. Damit sei sie ähnlich "unfertig" wie die außergewöhnlichen Spielorte - "und eben nicht so geleckt".
Derzeit werden beide Reihen hauptsächlich durch das Förderprogramm Soziale Stadt finanziert: Die Session im ZK/U zahlt das Quartiersmanagement (QM) Moabit-Ost, die Reihe in der Kirche das QM Moabit West. "Ich will natürlich, dass das Ganze nach Ende der Förderung im November weitergeht", sagt Jäckel. "Dazu ist jetzt erst einmal wichtig, dass viele Leute kommen."
Autor:Ralf Liptau aus Tiergarten |
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