Stadtmission eröffnet Hilfsstelle für wohnungslose Kranke

Hans-Georg Filker, Bahnchef Rüdiger Grube, Jutta Herbst-Oehme, Eckart von Hirschhausen und Wolf-Dietrich Kunze von Vattenfall. | Foto: Liptau
  • Hans-Georg Filker, Bahnchef Rüdiger Grube, Jutta Herbst-Oehme, Eckart von Hirschhausen und Wolf-Dietrich Kunze von Vattenfall.
  • Foto: Liptau
  • hochgeladen von Ralf Liptau

Moabit. Ein solches Angebot hat es in der Hauptstadt bisher noch nicht gegeben. Mithilfe der Deutschen Bahn und der Vattenfall Europe Wärme AG hat die Berliner Stadtmission kurz vor Weihnachten eine Ambulanz speziell für Kranke ohne Obdach und Versicherungsschutz eröffnet.

Normalerweise kümmert sich die Deutsche Bahn um Menschen, die an ein bestimmtes Ziel kommen möchten. Im Falle der neuen Ambulanz bei der Berliner Stadtmission stehen nun einmal diejenigen im Mittelpunkt, die eben gerade kein räumliches Ziel haben. Die Gestrandeten also, die sich innerhalb von Berlin ohne Obdach bewegen. Gemeinsam mit Vattenfall hat die Bahn die nötige finanzielle Unterstützung für die Hilfseinrichtung im Stadtmissions-Zentrum in der Lehrter Straße zur Verfügung gestellt. Ab sofort finden dort all diejenigen medizinische Hilfe, die ansonsten durch das Raster der Gesundheitsversorgung fallen. Die Ärztin Jutta Herbst-Oehme, die sich seit acht Jahren ehrenamtlich bei der Stadtmission engagiert, hat - ebenfalls als Ehrenamt - die ärztliche Leitung der neuen Einrichtung übernommen. Zur Seite stehen ihr weitere Ehrenamtliche und eine fest angestellte Krankenschwester.

Zweimal in der Woche, dienstags von 16 bis 20 Uhr und freitags von 8 bis 12 Uhr, werden sie künftig wohnungslose Menschen behandeln. Dazu gehören die Versorgung von infizierten Wunden und Abszessen, die Behandlung von parasitärem Befall und von Infektionskrankheiten. Die Lebenserwartung von Menschen ohne Obdach ist um bis zu 30 Jahre geringer als bei denjenigen mit festem Wohnsitz. Dagegen wollen die Helfer in der Lehrter Straße angehen.

"Dabei ist es besonders wichtig, dass die Versorgung sich auf Leib und Seele bezieht", sagt Stadtmissionsdirektor Pfarrer Hans-Georg Filker. Bei obdachlosen Menschen komme es besonders häufig vor, "dass die Seele einen Knacks bekommen hat". Hier weiterzuhelfen sei eine der grundsätzlichen Voraussetzungen dafür, die Wiedereingliederung in die Gesellschaft überhaupt möglich zu machen. In herkömmlichen Arztpraxen würden wohnungslose Menschen nicht nur wegen des fehlenden Versicherungsschutzes oft abgewiesen, viele Obdachlose würden sich gar nicht erst zum Arzt trauen, weil sie dort durch ihr "Anderssein" sofort auffallen würden.

Der Kabarettist und Arzt Eckart von Hirschhausen hat die Schirmherrschaft für die Ambulanz übernommen. Er hält es "grundsätzlich" für den falschen Weg, medizinische Versorgung von Menschen mit Profitstreben zu koppeln. "Es muss ja mal daran erinnert werden, dass der Name Charité nicht von Shareholder Company kommt, sondern von Barmherzigkeit", sagt er.

Weitere Informationen zur Ambulanz in der Lehrter Straße 68 gibt es im Internet auf www.berliner-stadtmission.de und unter 69 03 33.
Ralf Liptau / flip
Autor:

Ralf Liptau aus Tiergarten

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 42.500 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade und Mariendorf. Damit können weitere rund 42.500 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt zwei Millionen Anschlüsse in Berlin zu ermöglichen. Schnell sein...

  • Frohnau
  • 27.11.24
  • 38× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.131× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 858× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.