Typischer Fall von Leerstand
An der Bandelstraße sind acht Wohnungen unvermietet

In diesen Wohnhäusern an der Bandelstraße stehen derzeit acht Wohnungen leer. | Foto: KEN
  • In diesen Wohnhäusern an der Bandelstraße stehen derzeit acht Wohnungen leer.
  • Foto: KEN
  • hochgeladen von Karen Noetzel

Bandelstraße 30 und 31 in Moabit: zwei schlichte Wohnhäuser aus den Nachkriegsjahren. Die Wohnungen haben einen einfachen Standard. Viele ältere Menschen leben dort. Starb einer, wurde die Wohnung nicht wiedervermietet. Zurzeit stehen in beiden Häusern acht Wohnungen leer.

Seit annähernd zehn Jahren geht das so mit dem Leerstand an der Bandelstraße. Für fünf dieser Wohnungen, in die niemand mehr eingezogen ist, hat das Bezirksamt Mitte seit 2017 den Leerstand genehmigt und auf Antrag des Eigentümers verlängert, ist der Antwort von Linken-Stadträtin für Bürgerdienste, Ramona Reiser, auf eine Anfrage der Grünen vom 17. Februar zu entnehmen. Als eine Begründung für den Leerstand hat der Eigentümer, ein Privatmann aus Hamburg, „grundlegende Sanierungsarbeiten“ in den 1960 errichteten Häusern genannt, unter anderem die Kompletterneuerung des Elektronetzes sowie von Bädern, Wänden und Fußböden. Doch passiert sei in dieser Hinsicht nichts, schreibt Birgit Leiß auf der Homepage des Berliner Mietervereins. Das Bezirksamt hat inzwischen ein Bußgeld verhängt.

Das Verfahren der Zweckentfremdungsstelle im Amt für Bürgerdienste dauere extrem lange und werde zu zögerlich geführt, kritisiert die Initiative „Wem gehört Moabit?“. Derweil häuften sich die Fälle von Leerstand in Moabit.

Seit Ende 2018 liegt die Bandelstraße in einem Milieuschutzgebiet. Und es gelten das Zweckentfremdungsverbotsgesetz und der „Mietendeckel“. Nach Auffassung des Eigentümers alles Hindernisse, die Wohnungen aufwendig zu sanieren beziehungsweise im jetzigen Zustand wirtschaftlich zu vermieten. Außerdem fürchte der Eigentümer „Rechtsstreitigkeiten“, sagte Ramona Reiser im Februar. Die Grünen hätten eine neue Anfrage zur Bandelstraße gestellt, um den „aktuellen Stand“ abzufragen, so Frank Bertermann, Vorsteher Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Mitte.

Vorkauf des Bezirks scheiterte

Die beiden Wohnhäuser sind Ende März verkauft worden. Der Bezirk konnte sein Vorkaufsrecht zugunsten eines Dritten nicht wahrnehmen. Die angefragten landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften hatten abgewinkt. Frank Bertermann mutmaßt, ein Kauf sei für sie „wirtschaftlich nicht darstellbar“ gewesen. Er bedauert, dass es in Mitte zunehmend mehr Häuser gebe, bei denen ein Vorkauf scheitere, weil städtische Wohnungsbaugesellschaften nicht mitspielten.

Birgit Leiß vom Mieterverein meint, die Gewinnaussichten des neuen Eigentümers dürften dank Mietendeckel trotzdem getrübt sein.

Doch auch eine Abwendungsvereinbarung konnte Stadtentwicklungsstadtrat Ephraim Gothe (SPD) mit der neuen Eigentümerin aus Berlin nicht treffen. Die Käuferin mit dem Geschäftsmodell von An- und Verkauf von Immobilien weigerte sich bis zuletzt, die Vereinbarung zu unterzeichnen.

Susanne Torka von der Initiative „Wem gehört Moabit?“ schwant, der neue Eigentümer könnte die Wohnungen in Eigentumswohnungen umwandeln. „Es gilt zwar im Milieuschutzgebiet die Umwandlungsverordnung“, so Torka. „Aber wenn der Eigentümer versichert, die ersten sieben Jahre nur an Mieter zu verkaufen, dann muss die Umwandlung genehmigt werden, und acht Wohnungen kann er, weil leer, schon gleich verkaufen.“

Die Initiative „Wem gehört Moabit“ fordert den Bezirk auf, den Leerstand an der Bandelstraße endlich zu ahnden. Noch einmal Susanne Torka: „Das Bezirksamt sollte jetzt ganz engmaschig dranbleiben. Ich hoffe, dass sie sofort nach Ablauf der Frist Rückführungsanordnungen für alle acht Wohnungen erlassen.“

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

20 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 32× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 394× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 368× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 796× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.