„Von Aspirin bis Zinksalbe“
Apotheker ohne Grenzen unterstützt die Ambulanz der Berliner Stadtmission
Seit über fünf Jahren versorgt ein Team der Berliner Regionalgruppe von Apotheker ohne Grenzen Deutschland e.V. (AoG) auch die Ambulanz der Berliner Stadtmission an der Lehrter Straße 68.
Nässende Wunden, Infektionen oder Verletzungen – das Leben auf der Straße ist für Obdachlose hart und ihr Gesundheitszustand meist sehr schlecht. Wegen fehlender Krankenversicherung gehen die Leute nicht zum Arzt. In der Ambulanz der Berliner Stadtmission bekommen sie medizinische Hilfe und werden versorgt. Damit den Ärzten und Pflegern der kirchlichen Hilfsorganisation nicht die Pillen und Pflaster ausgehen, packen Apotheker vom Verein Apotheker ohne Grenzen ehrenamtlich regelmäßig Kisten mit Medikamenten und Verbandsstoffen für die Obdachlosenpraxis.
Mit Spendengeldern in Apotheken einkaufen
Drei Apotheker unterstützen ehrenamtlich die Ambulanz und besorgen die benötigten Medikamente und Materialien. Das Obdachlosenprojekt ist eins von vier nationalen Projekten der Hilfsorganisation Apotheker ohne Grenzen Deutschland e. V. (AoG). In München, Mainz und Frankfurt gibt es ähnliche Unterstützung für Obdachlose. „Es geht immer um eine bedarfsgerechte Versorgung“, sagt Christian Splett. Das heißt, die Ärzte in der Ambulanz stellen Listen mit Medikamenten zusammen, die sie brauchen, und das AoG-Team kauft mithilfe von Spendengeldern in der Apotheke ein. „Von Aspirin bis Zinksalbe“, sagt Vorstandsmitglied Splett, der bis 2022 Berliner Regionalkoordinator war. Der AoG-Sprecher ist wahrscheinlich der einzige Nichtapotheker, wie er sagt. So gut wie alle der über 2300 Mitglieder des im Jahr 2000 gegründeten Vereins sind Apotheker, Pharmaziestudenten oder pharmazeutische Fachkräfte, die sich ehrenamtlich für AoG engagieren. Christian Splett ist hauptberuflich Pressesprecher der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. Bei AoG engagiert er sich seit sieben Jahren ehrenamtlich für eine bessere Gesundheitsversorgung der Menschen.
Die Apotheker unterstützen die Ambulanz der Stadtmission auch bei der Lageroptimierung, damit die Mediziner alles schnell finden. Sie führen auch Schulungen für Ärzte und ehrenamtliche Helfer zu Themen wie zum Beispiel Wundmanagement oder Medikamentenmissbrauch durch. Im Coronajahr haben die Apotheker ohne Grenzen auch Aktionen wie „Eine Tüte Hygienebedarf für Obdachlose“ organisiert und 2021 Hunderte Beutel mit Cremes, Tüchern und Masken in Obdachloseneinrichtungen verteilt.
Schwerpunkt auf der Ukraine-Hilfe
Ein großer Schwerpunkt ist weiterhin die Ukraine-Hilfe. Bisher wurden von AoG Deutschland schon Krankenhäuser an 40 Orten in der Ukraine mit dringend benötigten Medikamenten und Hilfsmitteln beliefert. In Berlin koordiniert Martina Gerhardt von Apotheker ohne Grenzen Deutschland diese Hilfe. Die Kisten werden unter anderem im Sana-Klinikum Lichtenberg zusammengestellt und mit verschiedenen Partnern zu Kliniken in die Ukraine gebracht.
Apotheker ohne Grenzen Deutschland gehört zum weltweiten Netzwerk von „Pharmaciens sans Frontières“. Die Apotheker helfen vor allem in Entwicklungsländern und bei Katastrophen wie dem Erdbeben in der Türkei oder Kriegen wie in der Ukraine. In Berlin gibt es rund 150 Mitglieder. Etwa 15 engagieren sich bei bestimmten Aktionen und sammeln Geldspenden, wie beim jährlichen Stand auf dem Alt-Rixdorfer Weihnachtsmarkt in Neukölln.
Arzneimittelspenden brauchen die Helfer keine, weil niemand ihren Lagerungszustand und ihre Qualität überprüfen kann. 2022 war das erfolgreichste Jahr von Apotheker ohne Grenzen. Wegen der Ukraine-Hilfe kamen laut AoG-Jahresbilanz 2022 mit knapp fünf Millionen Euro Gesamteinnahmen auch viel mehr Spenden als sonst rein.
Weitere Informationen und Spendenmöglichkeiten finden Interessierte im Internet auf apotheker-ohne-grenzen.de. Kontakt zur Berliner Regionalgruppe der Hilfsorganisation gibt es per E-Mail an regionalgruppe.berlin.aog@web.de
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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