Berliner Kältehilfe gestartet
Der wichtige Beitrag der Wohnungslosentagesstätten
Die Berliner Kältehilfe für Obdachlose hat wieder begonnen. Diakonie und Caritas luden zu einer Pressekonferenz in die Wohnungslosentagesstätte (Wota) Warmer Otto in der Wittstocker Straße 7 ein. Der Ort war nicht beliebig gewählt. Obwohl die insgesamt 13 Berliner Tagesstätten nicht zur eigentlichen Kältehilfe gehören, haben sie in dem Hilfesystem eine wichtige Aufgabe.
Karsten Krull, Leiter der Wota Warmer Otto, erläuterte es so: „Wotas sind die erste Eingangsstufe in die Hilfsangebote der Wohnungslosenhilfe.“ Die Mitarbeiter des Warmen Otto vermitteln unter anderem in Übernachtungsmöglichkeiten, Wohnprojekte, an psychosoziale und andere Beratungsstellen. Sie geben Hilfestellung im Umgang mit Ämtern, insbesondere mit Wohnungs-, Arbeits- und Sozialämtern. Sie beraten in Lebenskrisen und bei Alkohol- und Drogenproblemen. Auch Freizeit-, Sport- und Kulturgruppenangebote würden gemacht, so Karsten Krull. Neben der Möglichkeit zur Beratung können sich Wohnungslose im Warmen Otto verpflegen, duschen und neu einkleiden oder auch ihre Wäsche waschen. Sie erhalten Toilettenartikel, können Schließfächer, Telefon, Computer und Postfächer nutzen.
Nach Angaben von Krull hatte die Moabiter Wohnungslosentagesstätte der Berliner Stadtmission im vergangenen Jahr 24 599 Besucher. Davon waren 3534 Frauen. 1071 Personen konnten erfolgreich in das Hilfssystem für Wohnungslose vermittelt werden.
Viele europäische Obdachlose
Eine wachsende Herausforderung für den Warmen Otto ist die Zunahme Wohnungsloser vornehmlich aus Polen, dem Baltikum, Bulgarien und Rumänien. Diese machen inzwischen die Hälfte der Besucher des Warmen Ottos aus. Sie sind aufgrund der Reisefreiheit innerhalb der EU nach Deutschland gekommen – auf der Suche nach Arbeit und einem besseren Leben. Ihre Möglichkeiten beschränkten sich dann aber auf das Sammeln von Pfandflaschen, Betteln und prekäre Jobs, so Krull.
Für europäische Obdachlose hat der Warme Otto ein besonderes Angebot. Das Projekt WohnE, Wohnungslosenhilfe für neuzugezogene EU-Bürger in Berlin-Mitte, berät in Englisch, Spanisch, Polnisch, Russisch und weiteren slawischen Sprachen. WohnE wird aus Mitteln des europäischen Hilfsfonds für besonders Benachteiligte (EHAP) finanziert und läuft voraussichtlich noch bis Ende 2020.
Den steigenden Anforderungen können der Warme Otto und die anderen Wotas in der Stadt allerdings längst nicht mehr gerecht werden, denn sie sind chronisch unterfinanziert. Die Zuwendungen kommen von den Bezirken, aber gibt es keinen Rechtsanspruch auf die Gelder. Diakoniedirektorin Barbara Eschen fordert daher, die Wotas in die Zuständigkeit der Senatsverwaltung zu überführen. „Und wir brauchen eine berlinweite Analyse des Bedarfs“, fordert Eschen.
Früher Start, spätes Ende
Die Berliner Kältehilfe hat in diesem Jahr bereits am 1. Oktober und damit einen Monat früher als bisher begonnen. Sie endet, auch das ein Novum, erst am 30. April 2019. Im Oktober standen 407 Schlafplätze zur Verfügung. Trotz warmer Witterung waren sie zu 84 Prozent belegt. Für Caritasdirektorin Ulrike Kostka ein Beleg für den hohen Bedarf. In Berlin leben vermutlich bis zu 10 000 Menschen auf der Straße.
Seit dem 1. November stehen 826 Übernachtungsplätze für Obdachlose bereit, im Dezember werden es 933 sein. Weitere 250 Plätze sind in Vorbereitung. Der Kältebus der Berliner Stadtmission ist wieder unterwegs, desgleichen der Wärmebus des Roten Kreuzes.
Seit 1. November arbeitet auch eine Krankenstation für Obdachlose auf dem Lageso-Gelände an der Turmstraße. Die „Krankenwohnung“ mit 15 Plätzen wird von der Caritas betrieben. Dafür habe man 20 Jahre lang gekämpft, sagt Caritaschefin Kostka. Und trotzdem sei es nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Denn unter den Obdachlosen in der Stadt gäbe es immerhin 35 Rollstuhlfahrer, so Kostka weiter. Es werde noch nach einer Möglichkeit gesucht, diese Gruppe bedarfsgerecht zu versorgen.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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