Diana Henniges von der Initiative "Moabit hilft!" setzt sich seit Jahren für Flüchtlinge ein

Diana Henniges setzt sich für Flüchtlinge ein - aus Dankbarkeit, dass es ihr so gut geht. | Foto: KEN
  • Diana Henniges setzt sich für Flüchtlinge ein - aus Dankbarkeit, dass es ihr so gut geht.
  • Foto: KEN
  • hochgeladen von Karen Noetzel

Moabit. Im September 2013 wurde das ehemalige Vermessungsamt als Notunterkunft für rund 150 Flüchtlinge eingerichtet. Seitdem leistet die Initiative "Moabit hilft!" praktische Integrationshilfe mit vielen Aktionen - vom Kiezfest bis zum kostenlosen Deutschkurs. Berliner-Woche-Reporterin Karen Eva Noetzel hat mit der Vorsitzenden der Initiative, Diana Henniges, gesprochen.

Was war Ihre ganz persönliche Motivation, sich in der Flüchtlingshilfe zu engagieren?

Diana Henniges: Wir haben doch irgendwie Glück gehabt, im richtigen Land zur richtigen Zeit geboren worden zu sein. Ich bin dankbar, dass es mir immer gut ging. Diese Dankbarkeit ist der Grund, mich für Flüchtlinge einzusetzen.

Wie viel Zeit verwenden Sie auf die Flüchtlingsarbeit?

Diana Henniges: Mal 20, mal 30 Stunden in der Woche. Viele Dinge gehen aber schon ins Private über. Eine Familie bittet mich, ihnen beim Ausfüllen eines Antrags zu helfen. Sie laden mich mit meiner ganzen Familie zu sich nach Hause ein, und wir verbringen den ganzen Tag bei ihnen. Ist das Ehrenamt, ist das Freundschaft? Das weiß man dann nicht mehr so genau.

Wie viele Mitstreiter haben Sie aktuell?

Diana Henniges: Der harte Kern besteht aus 40 Leuten. In der Interessengemeinschaft sind wir bestimmt 300, in der Gruppe, die mal mehr, mal weniger aktiv ist, sind es 500.

Wie sieht die Unterstützung konkret aus?

Diana Henniges: Es gibt Arbeitsgruppen, die Spendenkoordination machen, die den Deutschunterricht gewährleisten oder Feste organisieren. Es gibt Leute, die Ämter aufsuchen, dolmetschen oder Informationen verbreiten. Alles ist möglich - vom Malkurs bis zur Rechtsberatung.

Wo brennt es derzeit am meisten?

Diana Henniges: Wir haben viel mit traumatisierten Menschen zu tun, die wirklich Grausames erlebt haben. Es fehlen Beratungsstellen und Orte, an denen sich die Menschen zurückziehen können. Wir arbeiten deshalb gerade an der Einrichtung eines Flüchtlingscafés.

Wie gut ist die Kooperation mit Ämtern und den Trägern der Heime in Moabit?

Diana Henniges: Die Kooperation ist durchweg gut. Wir kennen aber auch die Unterbringungen und wissen um die desolate Situation. Wir bringen Menschen in Turn- und Traglufthallen unter. Das sind menschenunwürdige Umstände.

Die Traglufthallen auf dem Areal des Poststadions stufen Sie als menschenunwürdig ein?

Diana Henniges: Ich verbringe dort manchmal nur zwei Stunden und habe danach Kopfschmerzen. Diese Unterbringung ist wie ein Helm auf dem Kopf. Diese Menschen verbringen da Tage oder Wochen, bis sie woanders hinkommen.

Wie können die Berliner helfen?

Diana Henniges: Sie können viel machen. Man braucht nur ein Gefühl für Menschen und ein bisschen Geduld. Außerdem brauchen wir Leute, die auf Albanisch, Arabisch oder Serbokroatisch dolmetschen können.

Wie ist die Akzeptanz der Flüchtlinge in Moabit?

Diana Henniges: Durchweg positiv. Moabit ist schon immer bunt und vielfältig gewesen. Ich habe vielleicht ein, zwei Drohbriefe erhalten. Aber das ist nichts im Vergleich zu den Tausenden positiven E-Mails und Anrufen, die wir bekommen.

Was wünschen Sie sich für Ihre Intiative?

Diana Henniges: Ich wünsche mir eine Begegnung mit hauptamtlichen Institutionen auf gleicher Augenhöhe. Ich wünsche mir, dass dieses Belächeln aufhört, nach dem Motto "Das sind ja nur Ehrenamtliche, Rentner und Studenten".

Auf der anderen Seite werden Ehrenamtspreise verliehen.

Diana Henniges: Richtig. Trotzdem werden wir in den Verwaltungen für unser Engagement häufig belächelt. Das ist ein Widerspruch. Wir haben aber durch unsere Arbeit erreicht, dass Bezirksverordnete aktiv für uns arbeiten. Der Bürgermeister und auch der Integrationsbeauftragte sind uns durchaus zugewandt. Es gibt aber immer noch Bereiche der Verwaltung, die uns weniger akzeptieren, obwohl wir ihnen viel Arbeit abnehmen.

Karen Noetzel / KEN
Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

20 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
 Ist Ihr Herz gesund? Informieren Sie sich am 20. November über Herzschwäche und wie man sie erkennt und behandelt. | Foto: Caritas-Klinik Maria Heimsuchung

Infos über Herzinsuffizienz
Vortrag: „Herzschwäche erkennen und behandeln“

Die Caritas-Klinik Maria Heimsuchung lädt Sie herzlich zu einem informativen Vortrag am 20. November 2024 von 17 bis 18 Uhr ein. Unter dem Titel „Stärke dein Herz – Herzschwäche erkennen und behandeln“ erfahren Sie Wissenswertes über die frühzeitige Erkennung und moderne Behandlungsmöglichkeiten der Herzinsuffizienz. Dr. med. Philipp Krauser, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie sowie Oberarzt im Caritas Kardiozentrum Berlin, wird in dem Patienteninformationsabend auf die typischen...

  • Pankow
  • 30.10.24
  • 871× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 386× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen? Erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Infoabend am 12. November
Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen

Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen, die jeden Schritt zur Qual machen oder Ihnen sogar in Ruhe keine Erholung gönnen? Es muss nicht so bleiben! Besuchen Sie unseren Infoabend "Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen: Schonende & komfortable OP-Methode!" und erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen – schonend, effektiv und ohne Angst vor einem Eingriff. Expertenwissen kommt beim Infoabend am 12. November aus erster Hand: Tariq Qodceiah, Chefarzt...

  • Reinickendorf
  • 01.11.24
  • 717× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 792× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 364× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.