Ein Vorbild für die Politik
Europäischer Sozialpreis für Tafelgründerin Sabine Werth

Sabine Werth ist seit 2017 auch stellvertretende Vorsitzende des Landesverbands der Tafeln Berlin-Brandenburg.  | Foto: Berliner Tafel
  • Sabine Werth ist seit 2017 auch stellvertretende Vorsitzende des Landesverbands der Tafeln Berlin-Brandenburg.
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Sabine Werth ist mit dem Europäischen Sozialpreis geehrt worden. Die Gründerin und Vorsitzende der Berliner Tafel mit Sitz auf dem Berliner Großmarkt an der Beusselstraße erhielt die Auszeichnung am 3. Oktober im nordrhein-westfälischen Eschweiler.

Mit dem Europäischen Sozialpreis, kurz ESP, einem Bürgerpreis, werden Menschen gewürdigt, die sich „beispielhaft für Menschlichkeit und Menschenrechte einsetzen“. Der Preis wird seit 1997 jährlich von der Gesellschaftspolitischen Bildungsgemeinschaft (GPB) vergeben. Zu den bisherigen Preisträgern gehören unter anderem Rupert Neudeck (1939-2016), Mitbegründer des Vereins Cap Anamur – Deutsche Not-Ärzte e.V. und der Journalist Deniz Yücel. Der Verein GPB wurde 1991 in Eschweiler gegründet und ist ein gemeinnütziger, unabhängiger, überparteilicher Träger der politischen Bildung.

Das GPB-Komitee verleiht den Preis mit folgender Begründung an die Gründerin und Vorsitzende der Berliner Tafel: „Mit Sabine Werth zeichnen wir eine Frau aus, die in vorbildlicher Weise durch ihr Engagement einen erheblichen Anteil an der Erhaltung des sozialen Friedens in unserer Gesellschaft leistet. In ihrem Engagement ist sie ein Vorbild für die Politik. Menschen helfen, die Hilfe benötigen, unabhängig von Nationalität, sozialer, religiöser und geschlechtlicher Herkunft mit dem von der Politik angestrebten Ziel: Integration. Sie lebt Werte wie Humanität, Gerechtigkeit und Solidarität durch praktisches Tun vor. Mit der Ehrung von Sabine Werth sprechen wir allen ehrenamtlichen Helfern der Tafelbewegung unsere Anerkennung und Dankbarkeit aus.“

In Deutschland gibt es mehr als 940 gemeinnützige Tafeln, in denen 60 000 Ehrenamtliche aktiv sind. Ihr Kerngeschäft ist das Sammeln überschüssiger Lebensmittel, die sie an Bedürftige verteilen. Die Tafeln sind regional unterschiedlich organisiert. Sabine Werth gründete die erste Tafel in Deutschland. Allein bei der Berliner Tafel engagieren sich heute 2300 Ehrenamtliche und unterstützen mit ihrer Arbeit 125 000 bedürftige Menschen jeden Monat.

1993 bat Werth gemeinsam mit Mitstreiterinnen der „Initiativgruppe Berliner Frauen“ Hotels und Restaurants um Speisen für Obdachlose. Die Frauen brachten regelmäßig 60 warme Mahlzeiten in eine Moabiter Notunterkunft. In der Initiativgruppe hatten sich aus Anlass des Golfkrieges rund fünfzig Frauen aus unterschiedlichen Berliner Gesellschaftskreisen zusammengefunden. Konkreter Auslöser für das Sammeln überschüssiger Lebensmittel war ein Vortrag der damaligen Sozialsenatorin Ingrid Stahmer (SPD) über die wachsende Obdachlosigkeit in der Stadt.

Zwei Jahre später initiierte sie die Gründung des Bundesverbands der Tafeln in Deutschland. Sie ist Vorsitzende der Berliner Tafel, seit 2017 auch stellvertretende Vorsitzende des Landesverbands der Tafeln Berlin-Brandenburg.

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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