Gemeinsame Toiletten für jedes Geschlecht
"Wir wollen damit ein Zeichen setzen für Toleranz und Gleichberechtigung von Menschen, die sich nicht eindeutig der Rolle einer Frau oder eines Mannes zuordnen", sagte Hanke. Die Unisex-Toiletten sind also WCs auch für trans- und intersexuelle Menschen. Damit gibt es in öffentlichen Gebäuden des Bezirks vier unterschiedliche WC-Typen: für Männer, für Frauen, für Behinderte und die Unisex-Toiletten.
Die meisten könnten sich nicht vorstellen, dass für transsexuelle Menschen der Toilettengang zum "Spießrutenlauf" werden könne, sagte Leo Wild von der Schwulenberatung Berlin. Wild hat die Gleichstellungsbeauftragte des Bezirks, Kerstin Drobick, bei der Umsetzung beraten. Beide verdeutlichen, dass es in Berlin häufig zu Diskriminierungen anders Geschlechtlicher auf Toiletten komme, bis hin zu körperlicher Gewalt.
Äußerlich ist der Toilette ihre Besonderheit nicht anzumerken. Das WC-Piktogramm, das einen Mann und eine Frau zeigt, die durch einen Strich getrennt sind, ist unter anderem aus Reisezügen und Flugzeugen wohlbekannt. In der Toilette befinden sich das übliche WC-Becken und ein Waschbecken. Nur ein Aushang verweist auf die besondere Funktion dieser Toilette.
Die Einführung von Unisex-Toiletten nach einem Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung hat den Bezirk nur 100 Euro gekostet - für die Schilder, sagte die Stadträtin für Jugend und Facility Management, Sabine Smentek. Für die Unisex-Toiletten wurden Damentoiletten genutzt. "Wir haben gleichzeitig sicher gestellt, dass wir weiterhin echte Damentoiletten haben", sagte Smentek.
Wie die Stadtführerin Anna Haase ("Tour de Toilette") anmerkte, ist die Situation öffentlicher Toiletten in Berlin im Allgemeinen kritisch. "Berlin rühmt sich seiner 32 Millionen Touristen im Jahr", so Haase. "Seit 1989 wurde in der Stadt aber nicht eine einzige große Toilettenanlage gebaut." Wer mal müsse, müsse bis zu zwei Euro berappen. "Ein Concierge im Adlon hat sogar fünf Euro für eine Toilettenbenutzung genommen", weiß die Stadtführerin.
"Berlin hat sich vollständig aus dem Betrieb eigener Toiletten zurückgezogen", sagt Bürgermeister Hanke. Trotz riesigem Bedarf nicht nur in den touristischen Zentren, sondern auch in allen Stadtteilen. Es gebe seit mehr als zwei Jahrzehnten einen Vertrag mit der Firma Wall. Der Stadtmöblierer darf plakatieren und stellt dafür kostenpflichtige Toiletten-Anlagen zur Verfügung. "Das reicht nicht", so Christian Hanke. Berlin brauche ein Konzept für öffentliche Toiletten und deren Finanzierung. Das Wall-Modell stoße an seine Grenzen. "Wir haben schon zuviel Werbung in den Straßen."
Obwohl der Bezirk laut Bürgermeister finanziell überhaupt nicht in der Lage sei, eigene Toiletten-Anlagen zu betreiben, hat er es immerhin geschafft, auch und insbesondere für die Trinkerszene am Leopoldplatz und am Alex eine Toilette aufzustellen. Ähnliches ist für den Ottopark geplant.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.