Minigolf mit Wohnungslosen
Mittes Bürgermeister wirbt für die gesellschaftliche Teilhabe von sozial benachteiligten Menschen
Freizeitaktivitäten Wohnungsloser? Kaum jemand kann sich vorstellen, dass Menschen ohne Wohnung genauso wie andere ein Interesse an Ablenkung haben, um ihre Sorgen wenigstens für ein paar Stunden zu vergessen. Eine solche Freizeitaktivität ist seit vielen Jahren Minigolf. Unlängst gab es ein ganz besonderes Turnier auf der Anlage an der Rathenower Straße.
Wohnungslose spielten gegen Sozialarbeiter und Mittes Bürgermeister Stephan von Dassel (Grüne) vier „Löcher“. Der Bezirkschef gestand, „eher selten“ Minigolf zu spielen. Dafür schlug er sich gut und lochte den Ball häufig mit nur zwei Schlägen ein. Von Dassels Anliegen: Bei Spiel und Spaß für die Bedeutung gesellschaftlicher Teilhabe sozial benachteiligter Menschen werben. Im Anschluss gab es einen Imbiss und Getränke für alle und danach noch ein reguläres Turnier der Wohnungslosen auf allen 18 Bahnen der Minigolfanlage.
Anlass der Sportveranstaltung war das Jubiläum des Arbeitskreises Wohnungsnot (AKWO). Seit 30 Jahren setzt sich der Zusammenschluss von mehr als 70 Einrichtungen und Institutionen gemeinnütziger und öffentlicher Träger der Berliner Wohnungslosenhilfe für Wohnungslose und eine Verbesserung des Hilfesystems ein. Mit der AKWO feierte die Arbeitsgemeinschaft Berliner Wohnungslosentagesstätten (AGBW). Zu den AGBW gehört auch der „Warme Otto“ in der Wittstocker Straße 7, eine Einrichtung für Obdachlose der Berliner Stadtmission.
Er komme im Sommer häufig mit Besuchern vom „Warmen Otto“ hierher, sagt Sozialarbeiter Karsten Krull über „Minigolf in Moabit“, die großzügige Anlage der gemeinnützigen Kiezküchen gGmbH am östlichen Rand des Fritz-Schloß-Parks. Hilfe für sozial Benachteiligte und Wohnungslose könne und sollte nicht ausschließlich in materieller Versorgung bestehen, so Krull.
Bis zu 100 Besucher verzeichnet der „Warme Otto“ jeden Tag. „Es sind arme Menschen mit Wohnung, Wohnungslose, ehemalige Wohnungslose, Menschen, die Rat suchen“, sagt Karsten Krull. Rund die Hälfte stammt aus anderen EU-Staaten. Die Situation der Wohnungslosen in der Stadt verschlechtere sich zusehends. Für seine Klienten, so Krull, werde es zunehmend schwieriger, eine Wohnung im sogenannten geschützten Marktsegment zu bekommen. Darüber haben das Land Berlin und einige Wohnungsunternehmen eine soziale Vereinbarung getroffen. Einen Rechtsanspruch auf eine solche Wohnung gibt es freilich nicht. „1000 geschützte Wohnungen sind nicht genug“, sagt Karsten Krull. Zwar soll die Zahl auf 2000 erhöht werden. „Aber das reicht nicht aus“, so der Sozialarbeiter.
Der „Warme Otto“ ist montags bis donnerstags von 13 bis 17 Uhr, freitags von 9 bis 13 Uhr und montags – nur für Frauen – von 10 bis 12 Uhr geöffnet.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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