Obdachlose sollen nach Pankow: Im Stadtteil gibt es keine andere Unterbringungsmöglichkeit

Moabit. Tausende Menschen sind in Berlin ohne Obdach. Die Plätze in den Notunterkünften reichen in diesem Winter wieder nicht aus. Nun ist auch der Fortbestand des Obdachlosenwohnheims in der Straße Alt-Moabit 105 ungewiss.

In einer Veranstaltung im Nachbarschaftstreff Stadtschloss Moabit im Dezember hatte Sozialstadtrat Ephraim Gothe (SPD) mitgeteilt, „die Bewohner müssen Ende des Jahres raus“. Die bündnisgrüne Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Mitte hakte umgehend nach. Noch zu frisch waren die Ereignisse rund um das ehemalige Männerwohnheim in der Berlichingenstraße 12. Eine Räumungsklage läuft, für die Hausbesitzer augenscheinlich zu langsam. Zuletzt kappten sie den Bewohnern die Gasleitung und entfernten den Gaszähler.

Neuer Eigentümer

Auch in der Straße Alt-Moabit 105 passen die rund sechzig von einst 166 Bewohnern nicht in die Planungen der neuen Eigentümerin, einer luxemburgischen Gesellschaft. Ihnen droht ebenfalls der Rauswurf. Hinzu kommt, dass die frühere Betreiberin des Obdachlosenheims Anfang 2015 gestorben ist. Ihre Erben wollen den Betrieb nicht fortsetzen. Sozialstadtrat Gothe teilte kurz vor Jahreswechsel mit, dass die Bewohner von Alt-Moabit 105 bis Ende Januar bleiben dürften, womöglich sogar bis Mitte des Jahres. Doch kein Vertrag ist unterschrieben, es gibt nur eine mündliche Vereinbarung mit den Luxemburgern. Weiter gab Gothe bekannt, dass es für das Obdachlosenheim einen neuen Betreiber gebe. Dieser wolle die Obdachlosen in Pankow unterbringen. Dazu fehle aber noch die Zusage des Nachbarbezirks. Nach eigenem Bekunden habe der Stadtrat in Moabit vergeblich nach anderen Unterbringungsmöglichkeiten für die Bewohner von Alt-Moabit 105 gesucht. „Wir können nicht zaubern“, sagte der Dezernent der Berliner Woche.

Sollten die Bewohner in Pankow unterkommen, wären die Bündnisgrünen im Bezirk mit dieser Lösung nicht glücklich. Sie behaupten, dass die Unterbringung Obdachloser in Unterkünften fernab ihres bisherigen Lebensmittelpunktes den „Rückfall“ in eine tatsächliche Obdachlosigkeit fördere. Dazu sagte Ephraim Gothe: „Der Bezirk Mitte kann auf den Wunsch der Bewohner, im gewohnten Umfeld zu bleiben, keine Rücksicht nehmen." KEN

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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