Stephan von Dassel bezieht Prügel
Räumung des Obdachlosencamps im Ulap-Park empört SPD und Linke

Mittes Bürgermeister Stephan von Dassel wehrt sich gegen Vorwürfe, den Obdachlosen im Ulap-Park keine Hilfsangebote gemacht zu haben. | Foto: Jericho
  • Mittes Bürgermeister Stephan von Dassel wehrt sich gegen Vorwürfe, den Obdachlosen im Ulap-Park keine Hilfsangebote gemacht zu haben.
  • Foto: Jericho
  • hochgeladen von Simone Gogol-Grützner

Wie berichtet hat das Bezirksamt Mitte mit Unterstützung der Polizei und der Berliner Stadtreinigung am 9. Januar ein Obdachlosencamp im Ulap-Park nahe dem Hauptbahnhof geräumt. Nachdem ein dabei entstandenes, verstörendes Video von der Berliner Tageszeitung „taz“ veröffentlicht wurde, hat es massive Kritik an Mittes Bürgermeister Stephan von Dassel (Grüne) gegeben.

In dem rund einminütigen Video ist zu sehen, wie Polizeibeamte der Frau ein weißes, sackähnliches Tuch über den Kopf ziehen und sie abführen.

Die SPD-Bundestagsabgeordnete aus Mitte, Eva Högl, sagt, im Ulap-Park seien obdachlose Menschen unter Zwangsanwendung von der Straße geräumt worden. „Obdachlose Menschen unter Gewaltanwendung aus der Öffentlichkeit zu verdrängen hilft niemandem – schon gar nicht den Betroffenen. Menschen habe unsere Unterstützung verdient“, so Eva Högl. Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) behauptet, den im Ulap-Park hausenden Obdachlosen sei keine Hilfe angeboten worden.

Mittes Bürgermeister Stephan von Dassel sagt, die Aufnahme habe ihn gleichfalls „verstört“. Er könne die Verhältnismäßigkeit des Vorgehens aber nicht beurteilen. Gleichwohl begrüße er es, so von Dassel, dass die Polizei den Vorfall überprüfen wolle. „Ich habe den Leiter der zuständigen Polizeidirektion gebeten, mich über das Ergebnis der Prüfung in Kenntnis zu setzen.“

Die Kritik der Sozialsenatorin weist Stephan von Dassel entschieden zurück. Die Obdachlosen im Ulap-Park seien zweimal, sowohl mündlich als auch mit Info-Flyern in mehreren Sprachen, auf die unterschiedlichen Hilfsangebote hingewiesen worden. Außerdem warte er seit mehr als einem Jahr auf die von ihm geforderte und vom Senat mehrfach angekündigte Richtlinie zum einheitlichen Umgang mit Obdachlosencamps, äußert Stephan von Dassel. In der nach zwei Sitzungen aufgelösten Taskforce bei der Senatsinnenverwaltung habe Einigkeit bestanden, illegales Campieren im öffentlichen Raum berlinweit nicht zu dulden. Die beiden von der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales zum Thema Obdachlosigkeit organisierten Strategiekonferenzen hätten dagegen das Thema ausgespart.

„In keinem Bezirk gibt es aktuell mehr Plätze im Rahmen der Kältehilfe“, sagt von Dassel. „Die Notübernachtung der Berliner Stadtmission in der Lehrter Straße gewährt täglich wieder bis zu 125 Gästen pro Nacht Zuflucht“, ergänzt Sozialstadtrat Ephraim Gothe (SPD).

Insgesamt stehen in Mitte täglich 380 Schlafplätze zur Verfügung. In der ganzen Stadt sind es 1200. Schätzungsweise 10000 Menschen leben in Berlin auf der Straße. Ein Problem ist die steigende Zahl von Obdachlosen aus Osteuropa. Bislang sind in diesem Winter zwei Obdachlose erfroren.

Das Bezirksamt habe die Hilfsangebote mit bezirklichen Mitteln in Höhe von mehreren Hunderttausend Euro finanziert, betont Mittes Bürgermeister. Denn der Senat habe die Kosten nur teilweise übernommen. Die vor Jahren festgelegte Kalkulation halte mit der tatsächlichen Kostenentwicklung nicht mehr schritt, sagt Sozialstadtrat Gothe. Die Bezirke würden mit dem Senat über eine Anpassung verhandeln müssen.

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

20 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 558× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 844× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 821× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.198× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.