Achtzig Essen täglich
Rathenower Küche ist seit 50 Jahren für Bedürftige da – auch in Pandemiezeiten
Erst durch die Diskussion um die Zukunft des Gebäudekomplexes Rathenower Straße15-17 ist die Einrichtung wieder stärker in den Blickpunkt gerückt. Dabei ist die Rathenower Küche fest im Kiez verankert. Es gibt sie schon seit den 1970er-Jahren.
Gegründet worden sei die Küche als Versorgungseinrichtung für bezirkliche Schul- und Jugendeinrichtungen, sagt Bianca Blywis-Bösendorfer, Sprecherin des Vereins Bildungsmarkt, der die Küche 1990 zunächst als Teil eines Zentrums für offene Jugendarbeit, des „Zillehauses“, betrieben hat. Danach sei die Küche auf Bitte des Bezirks zu einem Zentrum sozialer Dienstleistung für Jugendliche, Schüler und Obdachlose ausgebaut worden. Vor fünf Jahren ist die Rathenower Küche auf die Kiezküchen GmbH übergegangen. „Beide Unternehmen gehören zum Bildungsmarkt Unternehmensverbund, der 1986 gegründet wurde“, sagt Bianca Blywis-Bösendorfer.
In normalen Zeiten sind rund 20 bis 40 Teilnehmer von Beschäftigungs- und Quailfizierungsprojekten in der Rathenower Küche tätig. Sie werden von einem festangestellten Dreier-Team angeleitet. Chef der Rathenower Küche ist Michael Reichelt.
Üblicherweise versorgt die Küche geflüchtete Menschen, bedürftige Kinder und Inhaber des Berlin-Passes mit einer warmen Mahlzeit: 200 gesunde Pausenbrote für Schulen in Mitte, 120 Essen für Obdachlose vor Ort und 500 Suppen in Wärmestuben. Die Zutaten sind Spenden der Berliner Tafel, der Gezer Fleischmanufaktur und der Fresco GmbH. In der kleinen Nähstube wird für gemeinnützige Einrichtungen im Bezirk genäht und geflickt.
Während der Corona-Pandemie ist alles anders, nicht nur in der Nähstube, wo jetzt Nase-Mund-Masken gefertigt werden. In der Rathenower Straße arbeiten nur noch zehn bis 15 Leute, verteilt auf die Bereiche Küche, Ausgabe und Hauswirtschaft.
Bitte um Einweggläser
Die Rathenower Küche will weiterhin für hilfsbedürftige Menschen da sein, die nach den Worten von Bianca Blywis-Bösendorfer derzeit nur wenige Möglichkeiten hätten, sich Geld zum Beispiel durch Pfandflaschen oder Verkäufen von Zeitungen hinzuzuverdienen. Täglich zwischen 11 und 14 Uhr werden vor Ort rund 80 Essen ausgegeben und und 200 Essen an Wärmestuben ausgeliefert.
Auf Hygiene wird streng geachtet. Die Küche befolgt die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts und holt sich professionellen Rat. So werden etwa alle 30 Minuten die Hände gewaschen und desinfiziert. Die Essensausgabe erfolgt nur mit Behelfsmasken und Einweghandschuhen. Bei der Zubereitung der Mahlzeiten und bei deren Ausgabe wird der Mindestabstand von 1,50 Metern eingehalten. Das Reinigungsintervall im gesamten Betrieb ist verdoppelt worden.
Die Kiezküchen GmbH hat zu Spenden von Einweggläsern mit Verschluss aufgerufen, „um eine optimalere Ausgabe von Essen zu gewährleisten“, wie Bianca Blywis-Bösendorfer erläutert. Dankbar sei man auch für Sachspenden – nach vorheriger Absprache mit den Akteuren – und für Geldspenden, um Lebensmittel hinzuzukaufen, die die Küche selten oder gar nicht gespendet bekomme, oder für notwendige Investitionen und Reparaturen etwa der Küchenausstattung, so die Bildungsmarkt-Sprecherin.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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