Stadtteilkassenjury will interessante Nachbarschaftsprojekte fördern
Moabit. Schade, dass es im ersten Anlauf noch nicht mit der Stadtteilkassenjury geklappt hat. Denn für Bürger in Moabit-Ost und im Hansaviertel könnte sich das neue Projekt des Bezirksamtes mehr als auszahlen.
Die Hürden sind nicht hoch, um beispielsweise für ein Kunstprojekt oder ein regelmäßiges Singen aller Generationen in der Lehrter Straße bis zu 500 Euro zu erhalten. Darüber entscheidet die Stadtteilkassenjury. Sie soll sich idealerweise aus sieben bis neun Ehrenamtlichen aus unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen zusammensetzen und drei- bis viermal im Jahr tagen.
5000 Euro kann die Stadtteilkassenjury jedes Jahr verteilen – dauerhaft. Doch noch gibt es nicht genug Freiwillige, die in der Jury mitarbeiten wollen.
Die Stadtteilkasse ist Bestandteil der „Stadtteilkoordination“. Sie wurde vom Bezirksamt Mitte in jeder der zehn Bezirksregionen geschaffen. Jede Stadtteilkoordination wird aus dem Bezirkshaushalt mit 30.000 Euro finanziert. Die Stadtteilkoordination soll den Quartiersmanagements (QM) nachfolgen, die bis 2020 ihre Arbeit einstellen werden. Bis dahin will die Stadtteilkoordination auf keinen Fall dem Aktionsfonds der QM Konkurrenz machen. Träger in Moabit-Ost ist der Verein „Moabiter Ratschlag“ mit Geschäftsführerin Elke Fenster.
„Moabit verändert sich stark“, sagt Elke Fenster bei der Auftaktveranstaltung in der Kunststätte Dorothea in der Turmstraße 5. Der Stadtteil sei „quirlig“. „Hier passiert viel.“ Die Stadtteilkoordination will sozialraumorientierte Arbeit leisten und helfen, die Identität des Kiezes mit circa 40.000 Einwohnern zu bewahren. Es gibt viele Herausforderungen für das Quartier: die neu entstehenden Stadtviertel im Osten der „Insel“, die Europacity und das Gebiet an der Lehrter Straße mit über 2000 neuen Wohnungen oder die Verdrängung der angestammten Bevölkerung aufgrund hoher Mieten.
Moabit-Ost hat eine relativ junge Bevölkerung. Das Durchschnittsalter beträgt 40 Jahre. 41,6 Prozent sind sozialversicherungspflichtig beschäftigt. 8,4 Prozent beziehen Arbeitslosengeld, 22,7 Prozent Hartz IV und Grundsicherung. Knapp über die Hälfte schulpflichtiger Kinder und Jugendlicher sind von Lernmittelkosten befreit. Der Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund an öffentlichen Schulen beträgt 66,2 Prozent.
Als Antwort auf diese Entwicklungen plant die Stadtteilkoordination, für die Nachbarschaft wohnungsnah Orte der Begegnung zu schaffen, wo man sich treffen und Informationen austauschen kann. „Die Stadtteilkoordination ist eine neutrale Stelle. Sie vermittelt zwischen den Bewohnern und der Verwaltung“, erläutert Elke Fenster. Die Bewohner sollen sich an Bauplanungen beteiligen können und auf Kiezspaziergängen unter ganz unterschiedlichen Fragestellungen mehr über ihre Umgebung erfahren.
Die Stadtteilkoordination „vernetzt“ die Akteure im Stadtteil. Ein gelungenes Beispiel aus dem vergangenen Jahr ist das Fastenbrechen mit muslimischen Mitbürgern im Ottopark, an dem auch der scheidende Bundespräsident Joachim Gauck teilgenommen hatte. KEN
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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