"Uns hat vorher keiner gefragt"
Pläne für Helgoländer Ufer sind bei Anwohnern stark umstritten

Anwohner informieren sich über die Pläne für das Helgoländer Ufer. Die kamen nicht bei allen gut an.  | Foto: Ulrike Kiefert
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  • Anwohner informieren sich über die Pläne für das Helgoländer Ufer. Die kamen nicht bei allen gut an.
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Mitte will das Helgoländer Ufer verkehrsberuhigen. Den Anfang macht eine mit Pollern abgesperrte Fußgängerzone. Doch bei den Anwohnern ist der Plan heftig umstritten.

Die Pläne waren kaum an die Stellwand gepinnt, da hagelte es schon Kritik. „Warum muss am Helgoländer Ufer was passieren, für die drei Autos, die hier durchkommen?“ „Hat es überhaupt eine Zählung gegeben?“ und „Wieso wurden wir nicht informiert, das ist doch ein ganz faule Sache hier.“ Bei der "Informations- und Beteiligungsveranstaltung“ zum Helgoländer Ufer kochten die Emotionen vor Ort teils heftig hoch.

Eigentlich wollte sich das Bezirksamt das Okay der Anwohner abholen. Für weniger Autos, mehr Grün, mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer. So soll sich das Helgoländer Ufer langfristig verändern – auf Vorschlag der Verwaltung und mit Zustimmung der Bezirksverordneten. Den Anfang macht eine Fußgängerzone zwischen Thomasiusstraße und Calvinstraße, kombiniert mit Radverkehr. Poller sperren die Autos auf diesem Teil vom Helgoländer Ufer aus. Das Verfahren zur Teileinziehung des Straßenabschnitts läuft demnach noch, weshalb die Fußgängerzone verkehrsrechtlich bisher nicht angeordnet ist.

Laura Fritsche erklärt den Verlauf der geplanten Fußgängerzone.  | Foto: Ulrike Kiefert
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Doch sie wird kommen, das wurde bei der Vor-Ort-Veranstaltung an der Ecke Calvinstraße deutlich. „Heute geht es darum, wie wir die Fußgängerzone gestalten wollen“, informierte Laura Fritsche vom Straßen- und Grünflächenamt. Mit Beeten und Bänken, mit Platz zum Spielen, mit Tischtennisplatten und „Grünen Gullys“. Ernsthaft darüber diskutieren wollte allerdings kaum einer. Stattdessen bekam das Bezirksteam jede Menge Gegenargumente zu hören. „Wir brauchen hier nicht mehr Platz zum Spielen, der Bedarf ist gar nicht da“, widersprach etwa Hans-Hermann Kläs. Eine Frau stimmte zu und erinnerte an den benachbarten Bolzplatz. Auch der Wegfall der Parkplätze ärgerte einige. „Die Parkplatzsituation ist hier eh schon angespannt“, sagte Peter Deppert aus der Lüneburger Straße. „Und wir werden gezwungen, Umwege über große Hauptstraßen zu fahren.“ Was man am Helgoländer Ufer vorhabe, sei eine "autofahrerfeindliche Politik", rein ideologisch und ohne wissenschaftliche Grundlage, warfen Anwohner dem Bezirksamt vor. „Oder hat es hier eine Verkehrszählung gegeben?“ Gegen die Pläne leisten auch Gewerbetreibende Widerstand, wie Peter K. Kleffel, der am Helgoländer Ufer seine Autowerkstatt hat. Macht das Bezirksamt die Straße dicht, bleiben ihm die Kunden weg, befürchtet der Kfz-Meister. Kleffel hat sich deshalb einen Rechtsanwalt genommen und gegen die geplante Teileinziehung Einspruch erhoben.

Doch nicht alle Anwohner sind gegen die Fußgängerzone. „Dass hier verkehrsberuhigt wird, finde ich gut“, sagte etwa Hans-Peter Scheidegger aus der Calvinstraße. Er sei auch für mehr Grün und weniger Beton. Sein Nachbar Sebastian Schaefer, der ebenfalls an der Calvinstraße wohnt, sah das genauso. „Ich finde die geplante Sperre super.“ Vor allem für die Kinder. „Unsere Kita liegt in der Nähe. Und Autofahrer fahren hier gern mal mit 60 Stundenkilometern durch.“ Würde ein Zebrastreifen da nicht reichen, fragte jemand in die Runde. Laura Fritsche vom Straßen- und Grünflächenamt winkte ab. Zebrastreifen seien aufwendig und teuer. „Sie brauchen eine extra Beleuchtung und einen extra Stromanschluss.“

Hier soll das Helgoländer Ufer zur Fußgängerzone werden.  | Foto:  Ulrike Kiefert
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Worum es in der hitzigen Debatte noch ging, war die Beteiligung, die viele als mangelhaft kritisierten. „Der Plan steht fest, das Teileinziehungsverfahren läuft, doch uns hat vorher keiner gefragt“, ärgerte sich eine ältere Frau. "Was machen Sie, wenn die Mehrheit keine Fußgängerzone will?". Andere machten ihrem Ärger ebenfalls Luft. "Wir wurden auch über die heutige Veranstaltung nicht informiert“, monierte Max Brandt. Zwar hatte das Bezirksamt Flyer in die Briefkästen verteilt, doch die kamen offenbar zu kurzfristig oder gar nicht an. Mit der Zeit beruhigte sich die aufgeheizte Stimmung etwas. Viele wollten wissen, wie es jetzt weitergeht.

Eine zweite Inforunde zur Fußgängerzone soll es nicht geben. Wer bei der ersten nicht dabei war, kann seine Vorschläge oder Kritik bis 24. März auf mein.berlin.de/projekte/freiraum-am-helgolander-ufer loswerden. Für das Bezirksamt ist die Beteiligung damit beendet. „Wir werden aber alle Einwände in die Planung mitaufnehmen“, versprach Angela Naundorf vom Straßen- und Grünflächenamt.

Bei der Fußgängerzone soll es am Helgoländer Ufer allein nicht bleiben. So hat das Bezirksamt zwischen Kirchstraße und Lüneburger Straße bereits eine Fahrradstraße angekündigt. Sie ist eine von 21 Radverkehrsmaßnahmen, die Mitte in 2024 plant – sofern es mit der Finanzierung klappt. „Wir konzentrieren uns bei der Planung auf das Nebenstraßennetz“, erläuterte Angela Naundorf. So sei der Bezirk unabhängig von Senatsmitteln. Langfristig soll das Helgoländer Ufer, das keine direkten Anlieger hat, zum Kiezblock in Lightversion werden.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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