Sozialverband bringt fünf Inklusionstaxis auf die Straße
Moabit. Für Rollstuhlfahrer wird das Leben in der Stadt ein klein wenig einfacher. Der Landesverband Berlin-Brandenburg des Sozialverbandes Deutschland (SoVD) übergab am 29. Juni fünf neue, sogenannte Inklusionstaxis an das Taxigewerbe.
Mit den Inklusionstaxis, die von drei Taxiunternehmern übernommen worden sind, sollen in nächster Zeit Erfahrungen gesammelt werden. Die fünf Inklusionstaxis können ab 1. August über die Taxizentrale unter 26 10 26 angefordert werden. Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos, für die Grünen) lobt das Modellprojekt. „Die barrierefreien Inklusionstaxis ermöglichen Menschen mit Behinderungen, spontan ein Taxi zu bestellen und flexibler unterwegs zu sein.“
Mit wenigen Handgriffen lassen sich die neuen Taxis auf Basis eines VW Caddy Maxi so umbauen, dass ein Rollifahrer bequem darin Platz findet. Preiswert ist das Umrüsten des Allrounders von Volkswagen allerdings nicht. Während Joachim Flämig von VW Nutzfahrzeuge von einem Preis ab 6000 Euro spricht, nennt SoVD-Projektleiter Lutz-Stephan Mannkopf die Summe von 12 000 bis 15 000 Euro. Man wolle keine Billiglösung haben. Die Umrüstung der fünf Testtaxis haben der Paritätische Wohlfahrtsverband und die Volkswagen Automobile Berlin GmbH finanziert.
Wie der Fachbereich Verkehrswissenschaften der Technischen Universität Berlin in einer Modellrechnung ermittelt hat, werden für ganz Berlin 250 Inklusionstaxis benötigt. Nach dem Wunsch der Sozial- und Behindertenverbände sollen sie bis 2020 auf Berlins Straßen rollen.
Da der Verdienst im Taxigewerbe nicht gerade üppig sei, so Stefan Berndt, Vorstandsmitglied der Taxi-Innung, sei ein Landeszuschuss von 800 000 Euro jährlich notwendig. Die Mehrkosten der Umrüstung müssten refinanziert werden, sagt Berndt.
Laut Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) wird der Senat noch in dieser Wahlperiode mit der Einführung der Inklusionstaxis beginnen. Sie seien Teil des im Koalitionsvertrag vereinbarten Konzepts zur „Mobilitätssicherung“ einschließlich einer besseren Barrierefreiheit im öffentlichen Personennahverkehr und im öffentlichen Raum insgesamt. „Wir werden es aber nicht von heute auf morgen schaffen“, so die Sozialsenatorin.
Inklusion sei sehr schwierig in der Umsetzung, gibt Ulrike Pohl vom Paritätischen Wohlfahrtsverband Berlin zu bedenken. Bärbel Reichelt vom Berliner Behindertenverband unterstreicht, das Inklusionstaxi müsse mit den anderen öffentlichen Verkehrsmitteln verzahnt werden. Darüber hinaus gelte es, den bereits bestehenden Sonderfahrdienst uneingeschränkt zu erhalten. Und auch an den Fahrtkosten im Inklusionstaxi sei noch zu basteln, sagt Reichelt. „Von 80 Euro Taschengeld kann sich kein Behinderter eine Fahrt leisten.“ Nähere Infos unter www.inklusionstaxi.de. KEN
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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