Inklusion leben: Der Verein InterAktiv will Barrieren abbauen
Moabit. „Inklusive Kultur erleben“ ist nicht irgendein Leitspruch, vielmehr eine Lebensaufgabe für die freiwilligen Helfer des Vereins InterAktiv.
Es ist ein kalter, rauer Nachmittag, als ich die Räume des Vereins in der Wilhelmshavener Straße 32 betrete. Der Verein hatte zu seiner Programmvorstellung für das erste Halbjahr 2017 geladen. Gut 50 Gäste kamen, darunter Vertreter lokaler Sponsoren, Nachbarn und Politiker. Die meisten Familien hatten die eigentlichen Hauptakteure mit: ihre Kinder. Ziel des Vereins ist ein Miteinander, nicht nur zwischen Kindern mit Behinderungen, sondern auch mit deren Geschwistern, Eltern und Großeltern.
Um Barrieren abzubauen, hat der Verein ein weit gefächertes Kulturprogramm entworfen. Das Angebot reicht von Hip-Hop bis zum Computerlernkurs, vom Theaterstück bis zum Museumsbesuch. Natürlich immer in gemischten Gruppen. Eine Trennung zwischen behindert und nichtbehindert soll es nicht geben.
Für mich war der Besuch bei InterAktiv der Schritt in eine völlig neue Welt. Wie viele habe ich diese besonderen Kinder zwar wahrgenommen, mehr aber auch nicht. Selten wurde ich mit so viel Herzlichkeit begrüßt wie hier. Von Berührungsängsten bei den Kindern keine Spur. Es überwog ganz klar die Neugierde.
Ehe ich mich versah, nahm mich ein Junge an die Hand und führte mich durch die Räume. Der Weg endete vor einem großen Tisch. Er drückte mir einen Stift in die Hand und begann sofort zu malen. Da ich mich nicht setzte, schaute mich der Junge lächelnd an, deutete auf dem Platz neben ihm. Er wollte mit mir etwas malen. Ich versuchte mich an einem ersten Kunstwerk. Meine fünf in Bildender Kunst hatte ich nicht umsonst. Doch hier zählte nicht das Resultat, sondern dass ich etwas mit dem Jungen machte. Bis es zu diesem Abend kam, war es für die Vereinsvorsitzende Sevgi Bozdag und ihr Team ein weiter Weg.
Am Anfang stand das ehrgeizige Ziel, einen Verein zu gründen, der sich mit Inklusion befasst. Jedoch gab es viele Schwierigkeiten: fehlende Räume, Gelder, Sponsoren. Erst nach und nach überblickte Sevgi Bozdag auch die ganzen bürokratischen Hürden. Vom damaligen rot-roten Senat bekam sie keine Unterstützung. Erst als per Zufall ein Kontakt zur AOK zustande kam, ging es in die richtige Richtung.
Seit gut drei Jahren befindet sich der Verein nun an diesem Ort. Mittlerweile werden neben freiwilligen Helfern auch festangestellte Mitarbeiter beschäftigt. Das vorhandene Personal reicht aber hinten und vorne nicht. Menschen, die sich engagieren möchten und keine Berührungsängste haben, sind jederzeit willkommen. gw
Autor:Georg Wolf aus Mitte |
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