Für die Herren Amateure
Wie Bardorf Optik über sieben Jahrzehnte die Hobbyfotografie förderte

Innenansicht der Drogerie von Friedrich Hermann Bardorf (rechts), die sich in der Moabiter Zwinglistraße befand.  | Foto: Repro: KEN
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  • Innenansicht der Drogerie von Friedrich Hermann Bardorf (rechts), die sich in der Moabiter Zwinglistraße befand.
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Angeregt von der Beschäftigung des Heimatvereins Tiergarten mit der Wirtschaftsgeschichte Moabits hat der Augenoptikermeister und staatlich geprüfte Augenoptiker im Ruhestand, Wolfgang Bardorf, die Geschichte seines noch bestehenden Geschäfts an der Turmstraße aufgeschrieben.

Das 34 Seiten starke, reich bebilderte Büchlein, das bei Bardorf-Nachfolger Klaus Hohensee gegen eine Schutzgebühr von vier Euro erhältlich ist, schildert mit großem Sachverstand, übersichtlich und auch für den Laien verständlich die Geschichte der Fotografie von den Anfängen der Camera obscura, deren Prinzip schon Aristoteles kannte, bis zur Technik des Sofortbildes in den 70er- und 80er-Jahren. Dabei bezieht der Autor geschickt die Geschichte des Familienbetriebs ein. Wolfgang Bardorf hat gleichzeitig eine Hommage an den Firmengründer, seinen Großvater, geschrieben.

Bardorf Optik in der Turmstraße 74 gehört zu den ältesten Fotogeschäften Berlins. Und an der Verbreitung der damals neuen Technik der Amateurfotografie hat Großvater Friedrich Hermann Bardorf „intensiv mitgewirkt“, wie der Autor in seinem Buch „Unser Jahrhundert der chemischen Fotografie in Moabit“ festhält.

1896 machte sich Friedrich Hermann Bardorf als Drogist an der Zwinglistraße selbstständig. Als die Schwarzweißfotografie für Amateure um die Jahrhundertwende boomte, wurde auch Großvater Bardorf von der Begeisterung für die neue Technik mitgerissen. Er las sich viel Wissen selbst an, besuchte gleichzeitig Kurse an der damaligen Hochschule der Künste in Charlottenburg. Später gab er in seinem Geschäft Kurse für die „Herren Amateure“.

1907 zog Friedrich Hermann Bardorf in die Turmstraße 74 um. Aus der Drogerie wurde ein Fotogeschäft mit Augenoptikabteilung. Es war der Beginn von annähernd sieben Jahrzehnten, in denen die Bardorfs Schwarzweißbilder in ihrem Labor entwickelten. In den 80er-Jahren wurde das Abziehen von Bildern unrentabel und aufgegeben.

Großvater Friedrich Hermann Bardorf war hellwach, wenn es um die neuesten Entwicklungen ging, und in Berlin immer vorne dran, sei es beim sogenannten Autochrome-Verfahren der Brüder Lumière, einem Vorläufer der Farbfotografie, oder bei der Stereofotografie.

1912 traten der Vater des Autors, Georg Bardorf, zwei Jahre später sein Onkel, Johann Bardorf, beide Augenoptiker, in die Firma ein. 1931 starb der Firmengründer. Und 1950 trat der Autor selbst in die Fußstapfen seines Großvaters.

Wolfgang Bardorf, Jahrgang 1930, ist mit der Fotografie großgeworden. Mit elf Jahren bekam er seine erste Kamera, eine Box Tengor von Zeiss Ikon. Seine ersten Fotos entstanden mitten im Krieg bei der „Kinderlandverschickung“. Das Geschäft seiner Familie wurde im Krieg stark in Mitleidenschaft gezogen. Bald ging es aber wieder aufwärts. „Bis zu meinem Ruhestand und dem Verkauf der Firma im Jahre 1997 war ich, neben meinem Beruf als Augenoptiker, auch als Fotohändler tätig“, schreibt Bardorf. Und durchlebte Höhen und Tiefen dieser Branche. „Als Fotohändler mussten wir miterleben, wie unsere bundesdeutsche Kameraindustrie bei der Entwicklung moderner Spiegelreflexkameras von den Japanern abgehängt wurde.“

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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