Ausstellung "Batterien für die Wehrmacht"
Niederschöneweide. Am Bruno-Bürgel-Weg 69 wurden bis vor rund 20 Jahren Batterien hergestellt. Die Geschichte des Produktionsstandorts hat auch ein dunkles Kapitel. 1939 bis 1945 waren an der damaligen Sedanstraße überwiegend Zwangsarbeiter eingesetzt.
Das Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit hat der Batteriefirma Pertrix und ihren unfreiwilligen Mitarbeitern eine Sonderausstellung gewidmet. „Über die Jahre verteilt waren bei Pertrix rund 2000 Zwangsarbeiter unter schlechtesten Arbeitsbedingungen eingesetzt“, sagt Christine Glauning, Leiterin des Dokumentationszentrums. Davon haben zehn Zeitzeugen in Interviews berichtet. Darunter die Polin Janina Lys (92). Sie wurde 1943 nach Deutschland verschleppt und landete bei Pertrix. Dort musste sie Maschinen säubern, die mit Elektrolytpaste verunreinigt waren. „Ich bekam keine Schutzhandschuhe und habe mir die Hände verätzt“, erinnert sie sich.
Ein großer Teil der in Niederschöneweide gefertigten Batterien wurde von Wehrmacht und Luftwaffe angefordert. Fast jeder Soldat hatte eine Taschenlampe. Und die Luftwaffe brauchte Batterien, um die elektrischen Zünder ihrer Bomben vor dem Abwurf aufzuladen. Schon deshalb wurde ein hoher Materialausstoß rücksichtslos durchgesetzt.
Verantwortlich für die schlechte Behandlung der Kriegsgefangenen war unter anderem Herbert Quandt, der Betriebsdirektor. Seine Nachkommen haben sich erst in jüngster Vergangenheit zum NS-Unrecht bekannt. Aber auch andere haben Schuld auf sich geladen. Wie in der Ausstellung nachzulesen ist, wurde Conrad Schreiber aus Oberschöneweide 1944 Leiter des KZ-Außenlagers Pertrix. Der SS-Unterscharführer galt als brutal. Er verteilte wahllos Strafen und schlug ohne Grund.
Parallel zur neuen Dauerausstellung wurde am Dokumentationszentrum eine Jugendbegegnungsstätte eröffnet. Hier wird es Workcamps und Zeitzeugengespräche geben. Für 2016 ist bereits eine fotografische Spurensuche geplant. Internationale Schülerteams wollen in Schöneweide Produktionsstandorte und Lager, in denen Zwangsarbeiter tätig waren, aufsuchen und Dokumentationen anfertigen.
Die Sanierung der beiden Baracken, in der Ausstellungen und Begegnungszentrum untergebracht sind, wurde mit 5,4 Millionen Euro durch die Johanna-Quandt-Stiftung finanziert. Damit bekennt sich die Unternehmerfamilie endlich zu dem von ihren Vorfahren zugefügten Unrecht. RD
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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