Das neue Schuljahr wird speziell
Michael Uhlig vom Archenhold-Gymnasium ist glücklich über den Regelbetrieb
Für Michael Uhlig (57) ist der Mund-Nasen-Schutz inzwischen schon zur Selbstverständlichkeit geworden. Der Leiter des Archenhold-Gymnasiums in der Rudower Straße trägt ihn auch beim Interview mit der Berliner Woche, das wenige Tage vor Beginn des neuen Schuljahrs stattgefunden hat. Nur für das Foto setzt er die Maske kurz ab. Seit Montag läuft der Unterricht an Berlins Schulen wieder – inklusive der neuen Maskenpflicht.
Schüler und Lehrer müssen die Maske tragen, sobald sie sich im Schulgebäude außerhalb der Klassenräume bewegen. Nur im Unterricht besteht keine Pflicht. Lehrer, die zur Risikogruppe gehören, weil sie eine relevante Vorerkrankung per Attest nachgewiesen haben, können sich jedoch mit den Schülern darüber verständigen, in ihrem Unterricht die Maske aufzusetzen. Der Mindestabstand ist mit der Rückkehr zum Regelbetrieb von der Senatsbildungsverwaltung aufgehoben worden.
Im Archenhold-Gymnasium, in dessen großer Turnhalle am 18. Juni einmalig das Bezirksparlament getagt hat, wurde dennoch ein zusätzliches Lehrerzimmer eingerichtet, damit das Kollegium mehr Möglichkeiten hat, untereinander Abstand zu halten. Gestaffelte Unterrichts- und Pausenzeiten wurden hier nicht eingeführt. „Wir haben aber Hausregeln“, betont Michael Uhlig. Damit es möglichst nicht zu einer Vermischung von Schülergruppen unterschiedlicher Klassen kommt, wollte er in der Woche vor Unterrichtsbeginn noch Bodenmarkierungen für die Laufrichtungen umsetzen lassen.
Viel Luftaustausch
Darüber hinaus müssen alle Flure und Klassenräume nun regelmäßig gelüftet werden. Oder es wird direkt bei geöffneten Fenstern unterrichtet. Auf Desinfektionsmittelspender verzichtet das Archenhold-Gymnasium. „Das beste Desinfektionsmittel ist Händewaschen“, meint Michael Uhlig. „Wir haben eine zusätzliche Reinigungskraft, die während der Unterrichtszeit desinfiziert.“ Vor allem oft benutzte Kontaktflächen wie Lichtschalter oder Türklinken werden regelmäßig geputzt. Desinfiziert wird außerdem alles, was an die Schüler ausgegeben wird, wie zum Beispiel Geräte für Experimente im Chemie-, Physik- und Biologieunterricht oder Musikinstrumente. „Das Singen werden wir nur im Freien gestatten“, so der Schulleiter.
Neue Vorgaben gibt es auch für den Sportunterricht. Solange es die Temperaturen noch erlauben, soll dieser nicht in der Halle, sondern ebenfalls an der frischen Luft durchgeführt werden. „Die letzten zehn Minuten des Unterrichts wollen wir keine erhöhte Aktivität mehr, damit wir danach keine schnaufenden Kinder haben.“ Die Ansteckungsgefahr durch Aerosole soll auf diese Weise minimiert werden. Problematisch sieht Michael Uhlig die Situation in den Sanitärräumen. Dort sollen sich immer nur maximal zwei Personen gleichzeitig aufhalten. „Das könnte schwierig werden.“
Jederzeit Vorsicht geboten
Trotz der weiterhin ungewohnten Bedingungen ist Uhlig froh, dass die Zeit des Homeschoolings erst einmal wieder vorbei ist. „Wir fanden das alle fürchterlich und sind glücklich, dass der Unterricht wieder normal stattfinden kann.“ Dennoch sei jederzeit Vorsicht geboten. Sollten die Infektionszahlen steigen, müssten die Klassen wieder geteilt werden. „Es kann passieren, dass eine ganze Klasse in Quarantäne geschickt werden muss. Wir bereiten uns auf eine neue Welle vor“, erklärt er.
Sollte der digitale Unterricht für alle Schüler noch einmal erforderlich werden, sieht Uhlig seine Schule gut vorbereitet. Bereits die Hälfte der Schüler im Archenhold-Gymnasium lernt mit eigenen Laptops, die von den Eltern im Rahmen einer Sammelbestellung bezahlt wurden. Alle weiteren Schüler konnten sich während der Corona-Krise einen Laptop für Zuhause ausleihen. Es habe während des Homeschoolings natürlich auch mal Probleme gegeben. Insgesamt habe diese Art des angeleiteten Lernens aber relativ gut funktioniert, blickt der Leiter zurück.
Herausforderung: die Regeln durchsetzen
Zu einer besonderen Herausforderung könnte für Michael Uhlig und seine Kollegen werden, die Schüler immer wieder an das Einhalten der Hygieneregeln zu erinnern. Die Disziplin lasse nach inzwischen einigen Monaten bei dem einen oder anderen doch spürbar nach. „Schon Ende des vergangenen Schuljahrs mussten wir immer wieder darauf aufmerksam machen, den Abstand einzuhalten. Jugendliche suchen natürlich den Kontakt zu Gleichaltrigen. Und auch auf den Schulwegen werden sich immer wieder Gruppen finden.“ Schule sei eben auch ein soziales Erlebnis. Dennoch müsse jeder wissen, dass die Gefahr durch das Coronavirus noch längst nicht vorbei ist.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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