Zwangsarbeit wird für Schüler fassbar gemacht
Auf dem Gelände der Clay-Oberschule in Rudow wurden vor einigen Jahren Keller und Grundmauern eines früheren Zwangsarbeiterlagers der Eternit AG entdeckt. "Da kam die Idee auf, die historische Spuren nicht zu löschen, sondern zu erhalten", erzählt Daniela Geppert vom Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit an der Britzer Straße. Entwickelt wurde der Koffer dann vom Dokumentationszentrum gemeinsam mit dem Museum Neukölln und dem Verein "Denkmal an Berlin".
Enthalten sind rund 60 Objekte, darunter Fotos aus dem Leben der Zwangsarbeiter, Kopien von Arbeitskarten und Werksausweisen. Einige Dinge sind auch im Original beigefügt, wie ein echter Stolperstein, mit dem an Opfer des Naziregimes erinnert wird. Auch der Stacheldraht in einem Kästchen stammt vom Lager in Rudow. Ein kleines deutsch-russisches Wörterbuch mit Begriffen aus der Landwirtschaft verdeutlicht, dass mit Zwangsarbeitern überwiegend im Befehlston gesprochen werden sollte.
Mit dem Kofferinhalt können insgesamt sechs Themengruppen bearbeitet und erforscht werden. Darunter die Arbeit, die Unterkünfte der Zwangsarbeiter oder die Auswirkungen des Luftkriegs auf sie. Ein Merkblatt verdeutlicht, dass die zwangsverpflichteten Menschen aus Polen und swer Sowjetunion als Angehörige minderwertiger Rassen gesehen und auch so behandelt wurden. Ein kleiner Kanten Brot - in diesem Fall eine Imitation - macht deutlich, mit wie wenig Lebensmitteln sie trotz schwerer Arbeit auskommen mussten. "Mit dem Inhalt des Koffers halten Schüler ein Stück Geschichte in der Hand", meint Historikerin Daniela Geppert.
Gedacht ist der Koffer für Schüler der 9. und 10. Klassen, er kann für ein Projekt nach Anmeldung maximal zwei Wochen ausgeliehen werden. Zwei weitere Exemplare befinden sich im Museum Neukölln und bei Denkmal an Berlin.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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