Der SPD-Abgeordnete Andy Jauch hat sein Büro eröffnet
Sind Sie mit Ihrem Büro ganz bewusst nach Niederschöneweide gegangen?
Andy Jauch: Ich wollte entweder hierher oder nach Alt-Treptow. Doch dort war kein Laden zu bekommen, unglaublich. Vor zehn Jahren gab es dort noch viel Leerstand und ich habe damals den Leuten gesagt: Leerstand ist Potenzial. Das hat sich bewahrheitet.
Aber die Mieten in Alt-Treptow steigen. Befürchten Sie nicht, dass die Alteingesessenen verdrängt werden, Stichwort Gentrifizierung?
Andy Jauch: Ich würde eher von einer Aufwertung der Gegend sprechen. Ich finde die Entwicklung dort gut. Der Kiez ist superinteressant, und das zieht natürlich auch Leute an, die etwas mehr Geld haben.
Glauben Sie, dass Niederschöneweide sich ähnlich entwickelt?
Andy Jauch: Ich hoffe es. Noch stehen viele Läden leer, aber es kommen zum Beispiel immer mehr Künstler in den Kiez. Das schwappt aus Oberschöneweide rüber, wo ja sehr viel passiert. Um nur zwei Dinge zu nennen: Der kanadische Sänger Bryan Adams hat eine der AEG-Hallen gekauft, um einen Kulturort zu schaffen, und diesen Sommer hat sich der bekannte Strandclub "Kiki Blofeld" dort niedergelassen.
Apropos Kunst und Kultur: In ihrem Büro hängen Bilder des Graffiti-Künstlers Deon.
Andy Jauch: Ja, ich wollte hier unbedingt auch eine kleine Galerie haben. Inzwischen müssen Künstler ja fast überall dafür zahlen, ausstellen zu können. Bei uns ist das natürlich kostenlos. Wer seine Werke zeigen will, sollte einfach mal vorbeikommen und mit uns darüber sprechen.
Bei allen positiven Entwicklungen: Niederschöneweide ist keine unkomplizierte Gegend, oder?
Andy Jauch: Das stimmt. Deshalb ist mein größtes Ziel, den Kontakt mit den Bürgern zu verbessern, den Kiez zu reaktivieren, Engagement zu fördern. Zurzeit haben wir in dieser Region eine katastrophale Wahlbeteiligung, teilweise unter 50 Prozent. Ich möchte das ändern, ich will Ansprechpartner sein und Probleme aufgreifen.
Schauen wir auf den ganzen Bezirk. Welches ist die größte Aufgabe für die Politik?
Andy Jauch: Treptow-Köpenick ist einer der Bezirke, die wachsen. Wir brauchen mehr Kitaplätze und Infrastruktur. Es ist geplant, in den nächsten Jahren 20 000 neue Wohnungen zu bauen, vor allem in Altglienicke und Wendenschloß. Auch kleinere Projekte gibt es: In Baumschulenweg werden derzeit viele Baulücken geschlossen, da verschwinden etliche Schandflecke.
Was macht den Bezirk in Ihren Augen so attraktiv?
Andy Jauch: Hier lässt es sich sehr schön leben. Es gibt Top-Einkaufsmöglichkeiten und viele Erholungsflächen. Mit Bahn oder Auto ist man in 20 Minuten in der Innenstadt. Wer nicht mehr jeden Sonnabend in die Disco will und es etwas ruhiger mag, ist hier genau richtig.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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