Zentrum NS-Zwangsarbeit eröffnet Ausstellung

Albert Langerak (88) aus Holland musste im AEG-Röhrenwerk arbeiten. | Foto: Ralf Drescher
  • Albert Langerak (88) aus Holland musste im AEG-Röhrenwerk arbeiten.
  • Foto: Ralf Drescher
  • hochgeladen von Ralf Drescher

Niederschöneweide. Die Baracken an der Britzer Straße haben in den Jahren 1939 bis 1945 viel Leid gesehen. Hier befand sich eins von deutschlandweit 30 000 Zwangsarbeiterlagern.

Die fest gemauerten Baracken überstanden den Krieg und die Nachkriegszeit und standen nach 1990 leer. Bürger engagierten sich für den Erhalt des letzten authentischen Zwangsarbeiterlagers in Berlin. Im Jahr 2006 öffnete dann das Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit als Teil der Stiftung Topographie des Terrors. "Nach dreijähriger Vorbereitung konnten wir jetzt die geplante Dauerausstellung eröffnen. Unser Ziel war es, das Leben im Lager und die Praxis der Zwangsarbeit zu zeigen", sagt Christine Glauning, die Leiterin des Dokumentationszentrums.Gezeigt wird das anhand der Biografien von Zeitzeugen, die Zwangsarbeiter in Berlin waren. Karel Jakes (89) aus Budweis musste seit 1942 bei der Reichspost schuften. Nach einem Heimaturlaub kehrte er aus Angst vor Luftangriffen nicht an seinen Arbeitsplatz zurück. Dafür verbrachte er mehrere Monate in einem Arbeitslager der Gestapo und musste dann doch wieder bei der Post arbeiten. "Wir haben das Jahr 2013 und ich bin hier nicht als unfreiwillige Arbeitskraft, die gezwungen ist, einem totalitären Regime zu dienen. Ich bin hier ganz freiwillig als Gast des Dokumentationszentrums", freute sich Jakes am Rand der Ausstellungseröffnung.

Albert Langerak (88) aus Eindhoven, der bereits in den Niederlanden beim Elektronikunternehmen Phillips gearbeitet hatte, landete beim AEG-Röhrenwerk an der Ostendstraße in Oberschöneweide. Und er hatte Glück. Weil er Erfahrung hatte, wurde er als Techniker beschäftigt. "Ich habe Senderöhren für U-Boote auf Fehler untersucht", erinnert er sich. Nur einmal gab es Ärger. "Weil ich in einem Brief in die Heimat geschrieben hatte, dass ich nicht mehr für Deutschland arbeiten wolle, wurde ich zur Gestapo vorgeladen und verwarnt", erinnert sich Albert Langerak.

Zahlreiche Dokumente und Fotos ergänzen die biografischen Daten. So sind Erkennungsmarken von Lufthansa-Zwangsarbeitern zu sehen, AEG-Werksausweise und Karteikarten mit bei kleinsten Vergehen verhängten Strafen, zum Beispiel fünf Mark Lohnabzug wegen ungebührlichen Betragens.

Seit der Eröffnung des Dokumentationszentrums kommen pro Jahr rund 8000 Besucher. "Wir hoffen, dass sich diese Zahlen mit Eröffnung der Dauerausstellung deutlich erhöhen", sagt Leiterin Christine Glauning.

Das Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit, Britzer Straße 5, ist bei freiem Eintritt Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr. Vor Ort gibt es den umfangreichen Katalog zur Dauerausstellung für 15 Euro. Wissenswertes auch unter www.dz-ns-zwangsarbeit.de
Ralf Drescher / RD
Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

16 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 247× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 553× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 533× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 949× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.