Hilfsangebot für Obdachlose wieder aufgegeben
Gabenzaun geplündert
Am S-Bahnhof Schöneweide gab es für etwa zwei Wochen einen öffentlichen Spendenplatz für Obdachlose. Eine Bürgerin hatte den „Schöneweider Gabenzaun“ eröffnet. Die gute Idee hielt der Realität allerdings nicht allzu lang stand.
Ines Achtert lebt im Bezirk und engagiert sich privat schon lange für obdachlose Menschen. Sie spricht mit ihnen und unterstützt, wo sie kann. „Auch wenn es manchmal nicht leicht ist, muss man immer wieder hingehen und darf nicht aufgeben“, sagt sie. Für den vor der Tür stehenden Winter hatte Ines Achtert eine größere Idee. Sie wollte den Bauzaun am S-Bahnhof Schöneweide, der im Sommer durch einen Brandanschlag auf zwei Obdachlose traurige Berühmtheit erlangt hatte, für Spenden umfunktionieren. Außerdem sollte die Aktion auf das Problem aufmerksam machen, „dass Menschen vor unseren Augen erfrieren“, so die Berlinerin.
Seit 29. Oktober gab es den „Schöneweider Gabenzaun“, an dem sie Spenden für den Winter für Menschen auf der Straße öffentlich zur Verfügung stellte. Die Resonanz aus der Bevölkerung sei überwältigend gewesen: „Die Berliner sind solidarischer als gedacht.“ Anfangs habe sie Spenden aus Kleiderkammern gekauft, obwohl sie selbst nur von EU-Rente und Grundsicherung lebt. Der Ehrgeiz, jeden Tag etwas Schönes an den Zaun zu hängen, trieb sie an. Doch je bekannter der Schöneweider Gabenzaun wurde, desto mehr Menschen brachten auch Spenden. Gemeinsam mit Freunden und anderen Helfenden organisierte sie die regelmäßige Bestückung. Bis vermehrt beobachtet wurde, dass immer die gleichen Menschen kamen und mitnahmen, so viel sie tragen konnten. Der Zaun sah oft aus wie geplündert; mehrfach versuchten Helfer daraufhinzuweisen, dass die Spenden bitte nur für Obdachlose genutzt werden sollten. Als es am 12. November sogar zur Bedrohung einer Helferin am Gabenzaun kam, beschloss Ines Achtert, ihn nicht neu zu bestücken. Die schon gesammelten Spenden möchte sie nun persönlich an Menschen auf der Straße übergeben und „ihnen dabei in die Augen schauen“.
Für die Gründerin ist die Geschichte des Zauns Sinnbild der Gesellschaft und sie ist traurig über das Ende der Aktion, die eigentlich den ganzen Winter laufen sollte. Trotzdem zieht sie dank der vielen bereitwilligen Spender auch ein positives Fazit.
Autor:Luise Giggel aus Wedding |
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