Mit „Else“ über die Stadtbahn
Der 140 Tonnen schwere Stolz der Dampflokfreunde Berlin fährt wieder
Sie ist 23 Meter lang, 140 Tonnen schwer und wie bereits zu ihrem „Geburtstag“ 1944 ganze 80 Kilometer pro Stunde schnell: Die Güterzugdampflok „Else“ kann nach mehrjähriger technischer Überprüfung wieder auf Tour gehen.
„Else“, offizielle Bezeichnung: Loknummer 52 8177 – ist eine sogenannte Kriegsdampflok, sie wurde für das Ziehen schwerer Güterzüge gebaut und war bis 1992 bei der Deutschen Reichsbahn im Einsatz. Ein Jahr später hat der Verein Dampflokfreunde Berlin das 1600-PS-Zugpferd gekauft und startet damit regelmäßig zu historischen Eisenbahnfahrten durch und um Berlin oder zu Bahnhofsfesten nach Bad Freienwalde oder Chemnitz.
Alle acht Jahre auf Herz und Nieren geprüft
Alle acht Jahre muss das dampfende und schnaufende Ungetüm zur Hauptuntersuchung. Das ist so etwas wie der TÜV beim Auto, nur langwieriger, komplizierter – und teurer. Bevor die Überprüfung in einer Bahnwerkstatt in Neustrelitz erfolgte, hatten Vereinsmitglieder in Eigenleistung die Kesselverkleidung erneuert sowie Führerhaus und Tender überarbeitet und neu verkleidet. Dann erfolgte die umfangreiche technische Abnahme, bei der auch die Druckfestigkeit des Kessels – wird mit 15 Bar betrieben, entspricht dem Druck in 150 Metern Wassertiefe – geprüft wurde. „Durch die Eigenleistungen unserer Vereinsmitglieder konnten wir rund 200 000 Euro sparen. Trotzdem hat uns die Hauptuntersuchung 600 000 Euro gekostet“, berichtet Vereinssprecher Holger Bajohra.
Sonderfahrten und Eisenbahnfest
Das Geld muss jetzt mit Sonderfahrten und beim Eisenbahnfest im Herbst in Schöneweide (21. und 22. September) wieder hereinkommen. Beim Frühlingsfest im Betriebswerk Schöneweide haben Anfang April rund 8000 Besucher „Else“ und andere Loks besichtigt, und 2500 Fahrgäste waren bei sechs Rundfahrten dabei.
Betriebswerk wird denkmalgerecht saniert
Damit „Else“ und die anderen Loks und Eisenbahnwagen der Dampflokfreunde Berlin auch künftig eine stilechte Heimat haben, soll das über 100 Jahre alte Betriebswerk in den nächsten Jahren denkmalgerecht saniert werden. Der weithin sichtbare Wasserturm erhält in den nächsten Monaten ein neues Dach, außerdem wird die um 1970 angebrachte Plastikverkleidung entfernt und eine historisch korrekte Verkleidung angebracht, das Klinkermauerwerk wird ausgebessert. Die Sanierung ist mit 700 000 Euro veranschlagt und wird von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, dem Landesdenkmalamt Berlin und der Denkmalförderung der Bundesregierung über mehrere Jahre finanziert. Nach Abschluss dieser Arbeiten, vermutlich 2021, beginnt die Sanierung des historischen Rundlokschuppens. Im vorigen Jahr hatten die Dampflokfreunde das rund vier Hektar große Areal von der Deutschen Bahn übernommen. Es ist das letzte fast noch im Originalzustand erhaltene Dampflokbetriebswerk von berlinweit einst 20 derartigen Anlagen. Seit März 2018 ist es „Denkmal von nationaler Bedeutung“.
Infos zu Fahrten mit „Else“: www.berlin-macht-dampf.com.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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