Mit dicken Reifen für die City gut gerüstet
Junges Unternehmen produziert besondere E-Bikes und will effiziente Mobilität voranbringen
Der Markt für Elektrofahrräder boomt. Damit steigt auch die Nachfrage nach außergewöhnlichen Designs und Zubehör. Urban Drivestyle sticht dabei heraus. Das Unternehmen setzt auf Fatwheels, also besonders dicke Reifen, womit E-Bikes robuster werden und optisch eher an Mopeds erinnern. Im Sommer ist die Firma nach Niederschöneweide gezogen.
In einer Produktionshalle im Bruno-Bürgel-Weg 142-144 bauen die aktuell etwa 35 Mitarbeiter die stylischen Räder den Kundenwünschen entsprechend zusammen. Der Umzug von Oberschöneweide war nötig, weil das Unternehmen expandiert. Am neuen Standort gibt es nicht nur mehr Fläche, sondern auch die Möglichkeit, einen Parkplatz für Testfahrten zu nutzen.
Werkeln im E-Mobility-Hub
Neben der eigenen Produktion hat sich die noch junge Firma zum Ziel gesetzt, Mitbewerber aus der Branche der Elektromobilität anzuziehen. Die sollen vor Ort ebenfalls an ihren Fahrzeugen werkeln können. Auf diese Weise soll, so der Wunsch, ein „E-Mobility-Hub“ entstehen. Interessenten, darunter „Avocargo“, gibt es bereits einige.
Urban Drivestyle setzt darauf, dass sich der Verkehr in Großstädten in den kommenden zehn Jahren radikal verändern und der Anteil des Autos an zurückgelegten Fahrten deutlich sinken wird. „Wir wollten ein Rad bauen, das alle anderen Fortbewegungsmittel überflüssig macht“, beschreibt Gründer Ossian Vogel (49) seine Vision. Die dicken Reifen seien ein großer Vorteil, denn Straßenbahnschienen, Schlaglöcher und Glasscherben seien so keine Gefahr mehr, Fahrstabilität und Sicherheit erhöht.
Jede Menge Zubehör
„Unser Antrieb war es immer, coole und bezahlbare Alltagsfahrzeuge auf zwei Rädern zu entwickeln und so den Wandel zu nachhaltiger, effizienter Mobilität zu beschleunigen“, so Vogel. E-Bikes von Urban Drivestyle haben noch eine weitere Besonderheit. Wer sich ein Exemplar kaufen will, kann auch aus mehr als 100 Zubehörteilen wie Gepäckträgern, Transportanhängern, maßgeschneiderten Taschen, Pedalen und Griffen wählen. Damit kann das Rad an die eigenen Ansprüche angepasst und wahlweise zur Familienkutsche, zum Transporter oder zur Rennmaschine ausgebaut werden. Eine Akkuladung hält bis zu 100 Kilometer. Zulässig sind maximal 25 km/h.
Auf die Idee für die speziellen E-Bikes kam Ossian Vogel im Urlaub. In Shanghai sah er ganze Familien auf einem einzigen Moped fahren, während er in Amsterdam beobachtete, wie Männer ihre Freundin auf dem Gepäckträger ihres Fahrrads mitnahmen. „Wenn ich das Fahrrad mit einem Moped kombiniere, kann ich die Freundin mitnehmen und habe trotzdem ein legales Fahrrad“, schildert er seine damaligen Gedanken. Im November 2017 gründete er sein Unternehmen. Seitdem geht es mit Urban Drivestyle bergauf. 2018 betrug der Umsatz noch 1,22 Millionen Euro, 2020 waren es bereits mehr als fünf Millionen. Die Kunden kommen mittlerweile aus aller Welt. In diesem Jahr sollen 2500 Räder produziert werden. Auch E-Scooter werden in der Halle einer früheren Solarkollektorfabrik gebaut. Und sogar an einem Elektroflugzeug wird gearbeitet. Ab Ende des Jahres will die Firma außerdem zusammen mit einem deutschen Mittelständler eigene Bremsen produzieren, denn diese seien sehr schwierig zu beschaffen.
Familie fährt E-Bike
„Ich bin ein Konstrukteur, ein Macher“, sagt Ossian Vogel über sich selbst. Als Sechsjähriger bastelte er seine erste Seifenkiste. Mit 16 Jahren baute er mit alten Gepäckträgern und Stangen aus dem Müll sein erstes Liegerad. Er zog in die USA, um dort seinen Flugschein zu machen und zwei Jahre lang als Fluglehrer zu arbeiten. Anschließend ging er nach Russland und arbeitete später für ein Luftbildunternehmen in Deutschland. Seit zehn Jahren wohnt der ausgebildete Helikopterpilot mit seiner Familie in Palma auf Mallorca. Von dort aus pendelt er nach Berlin. Seine Frau und seine Kinder (17, 22 und 23 Jahre alt) fahren inzwischen alle ein E-Bike von Urban Drivestyle. Nur seine mit elf Jahren jüngste Tochter nimmt er noch auf seinem eigenen Fahrrad mit.
„Wir haben eine großartige Community aufgebaut“, meint Andreas Kranki (42). Der gelernte Softwareentwickler war erst Kunde, wurde dann zum Gründungsmitglied und Geschäftsführer der Firma. „Ich habe mein Auto verkauft, als ich mein Rad gekauft habe“, berichtet er. Wer ein Fatbike fahre, werde ständig angequatscht. Ein Beweis, dass das Interesse groß ist und wohl in Zukunft noch viel mehr Berliner zu einem solchen Gefährt greifen werden.
Mehr Infos auf urbandrivestyle.de. Gesucht werden auch jederzeit Mitarbeiter.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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