Für Leute mit Hang zum Luxus
Neue Schülerfirma produziert Spiegel mit Display
Seit September können Schüler der elften Klassen am Archenhold-Gymnasium an der Rudower Straße ein Jahr lang ein echtes Unternehmen gründen, Produkte entwickeln und auf den Markt bringen.
Nachdem das Okay von der Schulleitung kam und organisatorische Fragen geklärt waren, wollte Lehrerin Francesca Lüdecke es eigentlich ruhig angehen lassen mit dem neuen handlungsorientierten Fach, das sie nun selbst zum ersten Mal unterrichtet. Dazu hatte sie mit erfahreneren Kollegen anderer Schulen gesprochen und zunächst mit einer Klasse von 15 Schülern beginnen wollen. Allerdings war der Ansturm auf den neuen Grundkurs so groß, dass zwei Klassen daraus wurden und sogar ein Losverfahren entscheiden musste, welche Schüler doch noch ein anderes Fach wählen mussten.
Nun sind die Unternehmen gegründet und die Jugendlichen stehen kurz vor der Vollendung ihrer Businesspläne. Die Firma „Infoflect“ wird im kommenden Jahr einen Spiegel mit Display an technikaffine Menschen mit Hang zu Luxusprodukten verkaufen. Darin kann man nicht nur sich selbst betrachten, sondern bekommt gleichzeitig in einer Ecke das Wetter, die Uhrzeit und Nachrichten angezeigt. Das 15-köpfige Team hatte sich nach vielen verrückten Produktvorschlägen, wie einer unzerstörbaren Controller-Hülle für Spielekonsolen, schließlich für den smarten Spiegel entschieden.
Wer tiefer in die Tasche greift, kann solche Produkte auch jetzt schon auf dem Markt erwerben. Die Schüler wollen nun einen Spiegel produzieren, der etwas kleiner und günstiger ist, um ein breiteres Publikum dafür zu begeistern. Zur Umsetzung ihrer Idee arbeiten sechs Mitschüler in der Technik-Abteilung der Firma, zwei kümmern sich um die Finanzen, zwei ums Personal, drei ums Marketing und Katharina Geburtig und ihre Freundin Nele Reich sitzen im Vorstand. Für die drei Stunden pro Woche, die die Jugendlichen in der Schule an ihrem Unternehmen arbeiten, zahlen sie sich selbst 50 Cent Stundenlohn. Was wenig klingt, macht im Monat schon eine ganze Menge aus, „vor allem wenn man insgesamt nur 900 Euro Budget zur Verfügung hat“, rechnet Norman Fröde, Abteilungsleiter im Marketing, vor. Damit müssen die Jugendlichen für Produktion, Marketing und Löhne auskommen, denn im Gegensatz zu anderen Firmen dürfen sie keine Schulden machen. Der erste Exkurs in die Unternehmensgründung macht den Schülern besonderen Spaß, weil sie hier „endlich mal was selbst machen und wegkommen vom Frontalunterricht“, beschreibt Vorstandsvorsitzende Katharina Geburtig den neuen Unterricht. Auch die Lehrerin ist zufrieden mit dem Start des Projekts, bei dem die Schüler die Hauptregie übernehmen. „Ich schließe eigentlich nur den Raum auf und greife nur im Notfall beispielsweise beim Zeitmanagement ein“, erklärt Francesca Lüdecke. Am Ende des Schuljahrs wird die Firma aufgelöst und die Schüler bekommen wie in jedem anderen Fach eine Benotung, für die sich Lehrerin und Abteilungsleiter zusammensetzen und die Mitarbeit aller einschätzen.
Autor:Luise Giggel aus Wedding |
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