Neue Ideen für alten Platz
Interesse am Ossietzkyplatz wieder erwacht
Der Ossietzkyplatz ist einer der zentralen Plätze im Ortsteil. Doch er sieht trist aus. Aufenthaltsqualität: null. Doch das sollte sich nach Meinung von Anwohnern und Studenten der Berliner Hochschule für Technik (BHT) endlich ändern.
Die Kirchengemeinde Niederschönhausen und die Studenten laden Anwohner am 30. Januar um 19 Uhr zu Präsentation ihrer Ideen ins Gemeindehaus an der Dietzgenstraße 19-23 ein.
Seit 2012 ist nichts passiert
Im Juni 2012 berichtete die Berliner Woche erstmals über einen Beschluss der Pankower BVV. Demzufolge sollte das Bezirksamt den Ossietzkyplatz zu einem „quartiersprägenden Platz“ entwickeln. Anlieger und Bürger sollten mit einbezogen werden. Gut ein halbes Jahr später teilte das Bezirksamt den Verordneten aber mit, dass aus der Umgestaltung des Platzes vorerst nichts werde: Man habe weder das Personal noch die finanziellen Mittel, um die Umgestaltung zu planen.
Karsten Minker, der Pfarrer der Friedenskirche am Ossietzkyplatz, hob sich diesen und spätere Berichte aus der Berliner Woche zum Thema Ossietzkyplatz auf. 2015 kam er dann mit dem Landschaftsarchitekten Stefan Jäckel ins Gespräch. Beide entwickelten die Idee, gemeinsam mit Studenten die Grobplanungen für eine neue Platzgestaltung zu entwickeln, die dem Bezirksamt als Planungsgrundlage dienen sollte.
Bezirksamt: kein Geld, kein Personal
Zunächst gab es ein Treffen von Studenten mit Anwohnern und Mitgliedern der Kirchengemeinde. Alle konnten ihre Wünsche für eine künftige Platzgestaltung äußern. Studenten sammelten dabei viele Ideen und entwickelten eigene Entwürfe. Insgesamt 21 Pläne kamen dabei heraus. Vier Arbeiten kamen in die engere Auswahl. Auf einem Bürgerforum 2016 mit reger Anwohnerbeteiligung sowie anschließend in einer Open-Air-Ausstellung auf dem Platz wurden die Entwürfe präsentiert. Daraufhin teilte das Bezirksamt mit, dass es eine Machbarkeitsstudie und eine Kostenschätzung für die Neugestaltung geben solle. Das ließ hoffen.
Doch wieder fehlten finanzielle Mittel und Personal, wie das Bezirksamt 2018 auf Nachfrage mitteilte. So geriet das Vorhaben, den Ossietzkyplatz attraktiver zu gestalten, erneut in Vergessenheit. Doch 2022 erwachte das Interesse an diesem zentralen Platz neu.
Diesmal haben sich Master-Studenten der Landschaftsplanung der Aufgabe gestellt, Entwürfe für eine Neugestaltung des Platzes zu entwickeln. Ihre Ideen werden sie nun am 30. Januar präsentieren. Vielleicht stoßen sie damit eine Entwicklung an, an deren Ende endlich die seit Langem geforderte Neugestaltung dieses historischen Platzes steht.
Endstation der Pferdebahn
Bis 1871 hieß die Fläche vor der Friedenskirche übrigens schlicht Kirchplatz. Dort befand sich seit dem Mittelalter die alte Dorfkirche. 1871 ist der Platz in Friedensplatz umbenannt worden aus Anlass des Friedens nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71. Zeitgleich wurde die heutige Friedenskirche am Platz eingeweiht. Sie wurde in den Jahren 1869 bis 71 umfassend umgebaut.
Dieser Platz an der Kirche war schon immer etwas Besonderes für die Bewohner von Niederschönhausen. Ab 1892 war hier zum Beispiel die Endstation für die Pferdebahn, die Sommerfrischler aus dem Berliner Stadtzentrum ins damalige Dorf brachte. Gutbetuchte Bürger bauten hier ihre Sommerhäuser. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde dann auf die elektrische Straßenbahn umgestellt.
Auf dem Platz selbst entstand später ein Café Achteck, wie die Berliner die öffentlichen Bedürfnisanstalten jener Zeit nannten. Weiterhin wurde ein Zeitungskiosk aufgebaut, und ab 1929 stand hier eine erste öffentliche Telefonzelle in Niederschönhausen. Seinen heutigen Namen erhielt der Platz erst 1948. Namensgeber ist der Schriftsteller, Pazifist und Friedensnobelpreisträger Carl von Ossietzky (1889-1938), der nach seinem Tode in Niederschönhausen beigesetzt wurde.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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