Wie aus der Zeit gefallen: Das „Holländerhaus“ an der Dietzgenstraße ist ein wahres Kleinod
Das „Holländerhaus“ ist eines der interessantesten Gebäude an der heutigen Dietzgenstraße. Als es gebaut wurde, hieß die Dietzgenstraße noch Kaiser-Wilhelm-Straße. Und dass dieses Gebäude entstehen konnte, ist eigentlich dem Kaufmann Heinrich Friedrich Gottlieb Fetschow zu verdanken.
Dieser pachtete nämlich im Jahre 1788 das Grundstück und ließ darauf den Sommersitz seiner Familie errichten. Fetschows Tochter Henriette Sophia heiratete später den Bankier Wilhelm Brose. Beide hatte auf der gegenüberliegenden Straßenseite, an der heutigen Dietzgenstraße 42, ebenfalls ein Sommerhaus. Und so entschloss sich Fetschow, 1802 das Grundstück an der Dietzgenstraße 51/53 zu erwerben.
Genutzt und besucht wurden die beiden Sommerhäuser Fetschow und Brose von vielen Gelehrten, Künstlern und auch Feldherren, die zum Bekanntenkreis der Familien gehörten. Nach dem Tod ihres Mannes im Jahre 1812 ließ Henriette Sophia Fetschow das ursprüngliche Sommerhaus auf dem Grundstück abtragen.
Auf der Grundfläche des alten Landhauses wurde ab 1816 ein neues Gebäude gebaut – mit roten Backsteinen im holländischen Stil. Seither wird es „Holländerhaus“ genannt.
Frau Fetschow war übrigens sehr engagiert. Sie gründete seinerzeit den „Frauenverein der Sommergäste in Pankow und Schönhausen“ mit. Das „Holländerhaus“ erwarb im Jahre 1851 der Schlossermeister und Fabrikant August Hauschild aus Berlin. Er beauftragte den Architekt Ludwig Schultz mit dem Umbau des Hauses. Das Ergebnis ist das „Holländerhaus“, so wie es heute auf dem Grundstück steht. Imposant ist im Innern des dreigeschossigen Gebäudes der „Rittersaal“, den es noch heute gibt. In diesem waren und sind heute noch Kunstschmiedearbeiten zu bewundern. Dazu gehören Lanzen und Helme.
Die größte Veränderung, die Architekt Schultz vornahm, ist der markante Balkonanbau an der nördlichen Giebelseite. Dieser Balkon ist mit neugotischen Schnitzereien verziert. Weiterhin errichtete Schultz eine Remise aus Backstein. Dafür nutzte er eine Schinkelsche Formensprache. Ursprünglich befand sich in der Remise die Kutscherwohnung. Das Haus gehörte noch viele Jahrzehnte den Nachfahren Hauschilds. Die verkauften es 1984 an das Kombinat Zentraler Industrieanlagenbau der Metallurgie (ZIM), das es restaurieren ließ. Heute ist das „Holländerhaus“ Sitz unterschiedlicher Unternehmen.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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