Als Pankow zum 19. Berliner Bezirk
Ausstellung ist nach Verschiebung endlich zu sehen
„Vor 100 Jahren – Pankow wird Großstadtbezirk“ heißt die neue Ausstellung, die der Freundeskreis der Chronik Pankow bis ins nächste Frühjahr hinein im Brosehaus zeigt.
In ihrem Mitteilungsblatt 2/3-2020 widmeten sich die Pankower Heimatforscher bereits ausführlich der Eingemeindung von Ortschaften nach Groß-Berlin sowie der Bildung des Großstadtbezirks Pankow. Das geschah am 1. Oktober 1920 nah Inkrafttreten des Groß-Berlin-Gesetzes. Aus acht Landgemeinden und fünf Gutsbezirken entstand der seinerzeit 19. Berliner Bezirk. Benannt wurde er nach dem größten der zuvor eigenständigen Orte.
Der Freundeskreis der Chronik Pankow hatte geplant, nicht nur diese Broschüre zum Jubiläum 100 Jahre Groß-Berlin herauszubringen, sondern auch eine Ausstellung mit noch umfangreicheren Informationen und Fotografien zu zeigen. Doch wie fast alle Kultureinrichtungen in der Stadt musste auch das Brosehaus wegen der Pandemie geschlossen bleiben. Weil aber viel Arbeit in diese Ausstellung investiert wurde und weil deren Inhalt nach wie vor für viele Pankower von Interesse ist, wurde die Ausstellungseröffnung um ein Jahr verschoben.
So können sich die Pankower nun mit einem Jahr verspätet im Brosehaus an der Dietzgenstraße 42 die Ausstellung „Vor 100 Jahren – Pankow wird Großstadtbezirk“ ansehen. An ihrer Entstehung wirkten zahlreiche Mitglieder des Vereins Freundeskreis der Chronik Pankow mit, und gestaltet wurde sie schließlich von Hannelore Sigbjoernsen und Ieva Kunga.
Wohnungsnotstand lindern
„Inhaltlich beeindruckt immer wieder, welche Leistungen ab dem Jahr 1920 in Groß-Berlin, vor allem aber auch in den neu gebildeten Bezirken wie dem 19. Bezirk Pankow, seitens der Verwaltungen erbracht wurden, um vor allem den Wohnungsnotstand der Berliner nach dem Ersten Weltkrieg zu lindern“, sagt die Vorsitzende des Freundeskreises der Chronik Pankow, Heidemarie Fritzsching „Wer sich heute beim Wohnen oder nur bei Spaziergängen durch Pankow solcher Anlagen wie im Kissingen-Viertel oder rund um die Galenusstraße erfreut, kann in der Ausstellung erfahren, wann und warum sie errichtet und von welchen Architekten sie konzipiert wurden.“
Außerdem werden die „Großmeister“ der Berlin-Bildung in der Ausstellung geehrt. Dazu zählt Gustav Böß ebenso wie Adolf Wermuth und Friedrich C.A. Lange, die ihren Platz in der Schau gefunden haben. Auch über den damalige Stadtbaurat Wagner ist mehr zu erfahren, der weltweit berühmte Architekten damaliger Zeit nach Berlin holte, damit sie sich in der neuen Hauptstadt verwirklichen konnten. Außerdem wird an Gustav Stawitz (1865-1941) erinnert, der zum Bezirksvorsteher des neuen Verwaltungsbezirks gewählt wurde. Er war allerdings nur bis zu seiner Pensionierung im März 1921 im Amt, ehe Wilhelm Kubig dieses Amt übernahm.
Viel Grün eingebracht
Der 19. Bezirk brachte in die Großstadt Berlin viel Grün, viele Parks, den Dauerwald Schönholzer Heide und vor allem Grundstücke für den Wohnungsbau ein. Diese wurden vor allem von Genossenschaften genutzt, um sie zu bebauen und die Wohnungsknappheit zu mildern, berichtet Heidemarie Fritzsching. In der Ausstellung ist aber auch zu erfahren, was aus den früheren, zu Teil erst geplanten Rathäusern der eingemeindeten Ortschaften wurde. Vom geplanten Heinersdorfer Rathaus ist zum Beispiel bis heute noch der Wasserturm erhalten, der eigentlich Rathausturm werden sollte. Aber auch über herausragende soziale Bauvorhaben, wie das einstige Nordendkrankenhaus, das Gesundheitshaus an der Grunowstraße oder das ehemalige Jüdische Waisenhaus an der Berliner Straße ist mehr zu erfahren.
Die Ausstellung im Brosehaus an der Dietzgenstraße 42 ist mittwochs und sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Dort, aber auch im Buchlokal an der Ossietzkystraße 10 und bei Thalia im Rathaus-Center an der Breiten Straße 20 ist auch das Mitteilungsblatt zur Ausstellung für sechs Euro erhältlich, das inzwischen übrigens bereits in dritter erweiterter Auflage herausgegeben wurde.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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