Wo Hund und Mensch sich richtig wohl fühlen
Berlins erstes Hunde-Café eröffnet
Eine der ungewöhnlichsten gastronomischen Einrichtungen Berlins befindet sich in der Beuthstraße 41. In unmittelbarer Nähe zum Brosepark eröffneten Claudia Beckert und Nadine Seyffert das Hunde-Café „Fellfreunde“.
Wer das Café betreten möchte, muss zunächst ein Gartentor passieren. Das befindet sich in einem Zaun, der den großen Vorgarten am Haus umgibt. In diesem Garten können bei schönem Wetter die Gäste sitzen. Und ihre vierbeinige Begleiter können dort in der Sonne faulenzen oder sich mit anderen Hunden vergnügen. Nach ein paar Schritten und nach dem Öffnen der nächsten Tür steht der Reporter auch schon im Café. Und sofort ist Terra zur Stelle. Die beschnuppert und umtänzelt ihn.
Eine Streicheleinheit und ein Leckerli später ist der Gast von Terra akzeptiert. Sie nimmt ein paar Meter weiter Platz. Denn nun sitzen auch Claudia Beckert und Nadine Seyffert im vorderen Gastraum. Dieser ist ebenso gemütlich eingerichtet wie der etwas höher gelegene zweite und größere Raum des Cafés. Claudia Beckert streichelt noch schnell Sparky. Der liegt auf einer Decke in seinem Körbchen. Er gähnt kurz etwas gelangweilt und schaut dann wieder durchs große Fenster des Cafés nach draußen.
Kennengelernt über Kleinanzeige
„Wir sind eigentlich beide Katzenmenschen“, antwortet Nadine Seyffert auf die Frage, wie sie auf die Idee kamen, ein Hunde-Café zu eröffnen. „Deshalb kannten wir in Berlin bereits ein Katzen-Café. Aber ein Hunde-Café gibt es unseren Recherchen nach noch nicht. Da hatten wir die Idee, damit den Anfang zu machen.“ In ein Katzen-Café können Menschen kommen, die keine eigene Katze haben, aber gern streicheln möchten. Ähnlich funktioniert das im Hunde-Café. „Zu uns kommen Menschen mit ihrem Hund, und beide werden von uns bedient“, erklärt Nadine Seyffert. „Es kommen aber auch Menschen, die in der Stadt keinen eigenen Hund haben, aber die Gesellschaft von Hunden genießen und sie streicheln möchten.“ Dazu gehören zum Beispiel auch Senioren aus einer nahe gelegenen betreuten Wohneinrichtung, die dort keinen Hund halten dürfen.
Anregungen für ihre Café-Idee erhielten die beiden jungen Frauen aber nicht nur vom Katzen-Café. Claudia Beckert lernte auf einer Japan-Reise Tier-Cafés kennen. „Davon gibt es in Tokio eine ganze Reihe“, erzählt sie. „Katzen-, Kaninchen oder auch Schweine-Cafés sind dort keine Seltenheit.“ Allerdings geht es dort vor allem darum, dass Großstädter die Tiere kennenlernen und deren Nähe spüren, denn keiner wird mit einem eigenen Schwein ins Café kommen.
Dass sich Claudia und Nadine kennenlernten und ihre Hunde-Café-Idee entwickeln konnten, ist einem Zufall verdanken. Nadine suchte über eine Kleinanzeige ein Kleid für eine 20er-Jahre-Party. Claudia konnte ihr eins anbieten. Nach der Party blieben sie in Kontakt und beschlossen schließlich, das Hunde-Café „Fellfreunde“ zu gründen.
Mit Gebäck zum Mietvertrag
Was zunächst fehlte, waren geeignete Räume. Die wurden schließlich in der Beuthstraße 41 gefunden. Ursprünglich sind diese in den 1920er Jahren von einer Fleischerei genutzt worden. Zuletzt befand sich in ihnen eine Feinkostladen-Filiale. Deren Inhaber suchte Nachmieter. Claudia Beckert und Nadine Seyffert überzeugen ihn und die Nachbarschaft mit verführerisch gut schmeckendem Gebäck davon, dass sie die geeigneten Nachmieter sind. Im vergangenen Sommer eröffneten sie ihr Café „Fellfreunde“.
Während Claudia Beckert bereits in der Gastronomie arbeitete, sammelte Nadine Seyffert während ihres Studiums als Tierarzthelferin Erfahrungen im Umgang mit Hunden. So konnte jede von beiden auch ein Stück eigenes Knowhow in den Aufbau des Cafés mit einbringen. Zum Team gehören auch die Haushunde Terra und Sparky sowie als dritte im Bunde Bonny. Weil diese im Moment läufig ist, muss sie einige Zeit daheim bleiben.
Nach einem halben Jahr Café-Betrieb sind die beiden Inhaberinnen stolz darauf, dass ihr Konzept aufgegangen ist. „Inzwischen haben wir nicht nur Gäste aus dem unmittelbaren Umfeld, sondern auch aus anderen Berliner Ortsteilen. Sogar Touristen, die von uns hörten, waren schon bei uns“, berichtet Nadine Seyffert. Kein Wunder, denn erreichbar mit der Straßenbahnlinie M1 ist das Café sogar unmittelbar an das Berliner Stadtzentrum angebunden.
Die beiden „Fellfreunde“-Inhaberinnen möchten es aber nicht nur beim Café-Betrieb belassen. Sie bieten jeden Donnerstag spezielle Treffen an. Im wöchentlichen Wechsel gibt es einen Plauder-Donnerstag, ein Welpen-Café, ein Hunde-Seniorentreff und einen Mensch-Single-Treff. Geplant sind außerdem, sobald das wieder ohne Umstände möglich ist, übers Jahr verteilt Feste. Und Hunde-Geburtstagspartys werden sowieso schon angeboten. Zu diesen waren auch bereits Katzen und Kaninchen als Gäste im Café.
Geöffnet ist das erste Berliner Hunde-Café Mittwoch bis Sonnabend von 11 bis 19 Uhr sowie Sonntag von 11 bis 18 Uhr. Eine Anmeldung unter Tel. 50 94 59 50 ist empfehlenswert. Weitere Information und auch ein Blick in die Speisekarte für Hund und Mensch finden sich auf www.fellfreunde.cafe.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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