Für ein selbstbestimmtes Leben
Birgit Stenger erhält als erste den Matthias-Vernaldi-Preis
Die Kaspar Hauser Stiftung hat erstmals den „Matthias-Vernaldi-Preis für selbstbestimmtes Leben“ verliehen. Aus ganz Deutschland waren 16 Vorschläge eingegangen. Die Jury entschied sich für Birgit Stenger als erste Preisträgerin.
Der „Matthias-Vernaldi-Preis“ erinnert an den Aktivisten der Behindertenszene, den Kämpfer für ein selbstbestimmtes Leben, Matthias Vernaldi. Er verstarb am 9. März 2020 im Alter von 60 Jahren. Der seinen Namen tragende Preis, der von der Kaspar Hauser Stiftung vergeben wird, wird nun jährlich zu seinem Geburtstag verliehen.
Als erste nahm Birgit Stenger den Preis im Rahmen eines Sommerfestes in der Stiftung entgegen. Überreicht wurde ihr die Auszeichnung durch die Stiftungsvorständin Birgit Monteiro. Sie überreichte der Preisträgerin eine Urkunde, das Preisgeld in Höhe von 1000 Euro und ein kleines Kunstwerk, welches im Rahmen der Kunsttherapie von Menschen mit Assistenzbedarf geschaffen wurde.
Ausdauer, Härte und Mut bewiesen
Als enge Kampfgefährtin von Matthias Vernaldi bewies und beweist Birgit Stenger immer wieder Ausdauer, Härte und Mut. Nach ihrer eigenen Aussage hatten Matthias Vernaldi und sie bei schwierigen Verhandlungen folgende Arbeitsteilung: "Er war der gute, sie der böse Cop." Der Kampf für Inklusion sei auch ein Kampf um knappe Ressourcen. Deshalb forderte und fordert Birgit Stenger stets konkrete Zusagen für Menschen mit Behinderung. Dafür startete sie auch unkonventionelle Aktionen. So besetzten sie und ihre Mitstreiter auch schon mal mit Isomatten, Decken und Transparenten den Platz vor dem Abgeordnetenhaus.
Birgit Stenger studierte Rechtswissenschaft und Soziale Arbeit. Sie ist Sozialarbeiterin, systemische Familienberaterin und Peer Counseler. Außerdem war sie die erste Arbeitgeberin in Berlin, die sich ihre persönliche Assistenz im Arbeitgeber-Modell organisierte. Des Weiteren ist Birgit Stenger langjähriges Mitglied im Landesbehindertenbeirat und ein Vorbild für viele Menschen mit und ohne Behinderung.
Die Preisjury bestand aus zehn Personen, zu denen als Vertreter der Familie, Lewin Vernaldi-Kimani sowie Pankows Bürgermeister Sören Benn (Die Linke) gehörten. Außerdem wirkten Vertreter des Landesbeirates für Menschen mit Behinderung, des Stiftungsrates der Kaspar Hauser Stiftung, des Paritätischen Wohlfahrtverbandes, der Arbeitsgemeinschaft für selbstbestimmtes Leben schwerstbehinderter Menschen und Vertreter weiterer Organisationen mit.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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