Stolpersteine gereinigt
Die matte Oberfläche glänzt nun wieder
Der November ist der Monat, in dem im Gedenken an die Verbrechen an der jüdischen Bevölkerung Berlins in der ganzen Stadt Stolpersteine geputzt werden.
Abgeordnetenhausmitglied Torsten Schneider (SPD) beteiligte sich an dieser Aktion im Ortsteil Niederschönhausen. Dort sind im Jahr 2016 vor der Dietzgenstraße 20 vier Stolpersteine im Gedenken an die Mitglieder der Familie Jacobsohn verlegt worden. Um die Erinnerung wachzuhalten, hat Torsten Schneider diese Messingsteine auf dem Bürgersteig wieder zum Glänzen gebracht.
Die Eheleute Siegfried und Cäcilie Jacobsohn lebten zusammen mit ihren drei Kindern in einem früheren Haus an der Dietzgenstraße 20. Im Jahre 1940 mussten sie unter Zwang das Haus räumen und zu Verwandten nach Schöneberg ziehen. 1941/42 wurde die Familie deportiert und ermordet. Eines der Kinder wanderte frühzeitig nach Israel aus und entkam dadurch der Deportation. Vor der einstigen Wohnadresse der Familie erinnern Stolpersteine an Siegfried, Cäcilie, Ruth und Arno Jacobsohn.
Die Stolpersteine sind kleine Gedenksteine. Sie rufen das Schicksal von Menschen, die Opfer des NS-Terrors wurden, ins heutige Bewusstsein. Die Steine werden in der Regel vom Initiator der Stolperstein-Aktion, dem Künstler Gunter Demnig, vor Häusern eingelassen, damit sie die Erinnerung an die Ermordeten zu jenen Orten zurückbringen, an denen diese zuletzt freiwillig gelebt haben. Auf den Steinen sind Name, Geburtsjahr und Angaben zum weiteren Schicksal des Opfers eingraviert.
Über 9000 der seit über zwei Jahrzehnten in Deutschland und Europa in den Boden eingelassenen Steine liegen bisher in der Stadt Berlin. Unter dem Einfluss von Witterung und Abnutzung durch Fußgänger wird die Messingoberfläche nach einiger Zeit allerdings matt. Um die Erinnerung zu bewahren, müssen die Gedenksteine immer wieder gereinigt werden. Viele Bürgerinnen und Bürger beteiligen sich daran, auch wenn gerade kein besonderes Erinnerungsdatum ist.
Der Pankower Abgeordnete Torsten Schneider erklärte zu seiner Stolpersteinreinigung: „Die Nationalsozialisten haben ihre Opfer entmenschlicht und zu Nummern degradiert. Hier, an ihrem früheren Wohnort, erhalten sie ihren Namen zurück. Ich habe der vier Mitglieder der entrechteten, verfolgten und ermordeten Familie Jacobsohn gedacht und bin dankbar, dass die Berlinerinnen und Berliner überall in der Stadt diese kleinen Gedenksteine durch Reinigung sichtbar machen. Die Erinnerung an die Opfer der furchtbaren Nazi-Barbarei darf niemals verblassen.“
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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