Das Schloss kann nun auch von Blinden erkundet werden

Was trug man am Hofe zu Zeiten Elisabeth Christines? Silja Korn konnte trotz Sehbehinderung beim Tasten einen Eindruck davon erhalten. | Foto: BW
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Niederschönhausen. Das Schloss Schönhausen ist das einzige Schloss der Region, das jetzt auch von Menschen mit Handicap barrierefrei erkundet werden kann. Ein entsprechendes Projekt setzte die Stiftung Preußische Schlösser und Garten (SPSG) gemeinsam mit dem Verein Förderband um. Unterstützt wurde das Gemeinschaftsprojekt mit Mitteln des Kulturinvestitionsprogramms der Europäischen Union.

"In einem Museum werden Dinge ausgestellt, die sich die Besucher anschauen können. Diese lassen sich in der Regel leicht erfassen", sagt Dr. Heinz Buri, der Marketingchef der SPSG. "Mit einem Schloss sieht das anders aus. Da ist das Schloss das eigentliche Anschauungsobjekt. Damit das auch von Menschen mit Handicap erfasst werden kann, muss man sich ganz viele Gedanken zum Thema Barrierefreiheit machen." Schon bei der Restaurierung des Schlosses Schönhausen achtete die SPSG deshalb darauf, dass es keine Schwellen zu den einzelnen Sälen und Räumen gibt. Natürlich wurde auch ein Aufzug eingebaut. Die SPSG machte sich aber noch weitergehende Gedanken. Auch Menschen mit anderen Behinderungen sollten das Schloss erkunden können. "Wir führten deshalb ein Angebot für Menschen mit Lese- und Rechtschreibschwäche ein", berichtet Buri. Diese können sich einen Audioguide ausleihen oder eine Führung in "leichter Sprache" buchen. Ihnen wird in kurzen Sätzen der frühere Schlossalltag nahe gebracht. Fremdwörter werden vermieden. Außerdem orientiert sich die Führung an Porträts und Möbeln, die die Vorstellungskraft der Besucher ansprechen.Die größte Herausforderung bestand allerdings in der Frage: Wie kann man ein Schloss Blinden und Sehschwachen näher bringen? "Wir nahmen deshalb mit dem Projekt Berlin für Blinde des Vereins Förderband Kontakt auf", sagt Wilma Otte, die bei der SPSG für das Thema Barrierefreiheit zuständig ist. Die Kooperationspartner entwickelten eine Tast-Station im Schloss und einen speziellen Audioguide.

Sehbehinderte können sich nun die einzelnen Säle und Räume genau erklären lassen. Die Gegenstände im Schloss sollen von Besuchern normalerweise nicht berührt werden. Damit Blinde das Haus aber richtig "begreifen" können, gibt es an der Tast-Station Exponate, die sie anfassen dürfen. Dazu zählt zum Beispiel der Abguss eines Stuckornaments, der den Blinden eine Ahnung von der künstlerischen Ausgestaltung des Schlosses vermittelt. Auch eine Nachbildung eines historischen Damenkostüms gibt es. Aber auch Replikate von einigen Alltagsgegenständen sind Bestandteil der Taststation. Natürlich kann auch an einem Modell ertastet werden, wie Schloss und Park Schönhausen angelegt sind. Zur Vorbereitung ihres Schlossrundgangs können sich Blinde außerdem im Internet Texte über das Schloss anhören.

Die Idee, ein Schloss für Blinde und Sehbehinderte erfahrbar zu machen, fand die Jury des Bundeswettbewerbs "Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen" unter Schirmherrschaft von Bundespräsident Joachim Gauck äußerst innovativ. Deshalb zeichnete sie das Projekt "Berlin für Blinde" im Schloss Schönhausen zum Start von Tast-Station und Audioguide als "Ausgezeichneten Ort im Land der Ideen" aus.

Weitere Informationen für Sehbehinderte zum Schloss auf http://asurl.de/f54.
Bernd Wähner / BW
Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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