Historisches Ensemble mit ungewisser Zukunft
BVG-Straßenbahnbetriebshof verfällt seit Jahren

Die Fahrzeughallen auf dem Straßenbahnbetriebshof stehen seit Jahren leer. | Foto:  Bernd Wähner
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Der frühere BVG-Straßenbahnbetriebshof Niederschönhausen liegt seit mehr als zwanzig Jahren brach. Das frühere Verwaltungsgebäude auf diesem Grundstück verfiel zusehends.

Seit einigen Monaten ist das Verwaltungsgebäude aber komplett eingerüstet. Manch Kiezbewohner hofft, dass das ein Zeichen für den Beginn einer Sanierung und damit Reaktivierung des Straßenbahnbetriebshofs ist. Doch BVG-Pressesprecher Markus Falkner muss die Euphorie bremsen. „Aktuell wird das Gebäude nicht saniert. Das Einrüsten des Gebäudes ist Teil von Sicherungsmaßnahmen“, teilt er auf Anfrage mit.

Vor einem Jahr befasste sich der Landesdenkmalrat damit, wie der frühere Straßenbahnbetriebshof an der Dietzgenstraße 100 zu sichern ist. Er forderte die BVG auf, ihrer Pflicht nachzukommen, das gesamte Ensemble zu erhalten. Die Gebäude sollen entsprechend ihrer Qualität und Bedeutung gesichert werden. Daraufhin stimmte sich die Untere Denkmalschutzbehörde in Pankow mit dem Landesdenkmalamt ab. Anschließend leitete der Bezirk ein förmliches Sicherungsverfahren für das frühere Verwaltungsgebäude ein. In einer Anhörung wurde der BVG deutlich gemacht, dass eine entsprechende Sicherung der Gebäudesubstanz einzuleiten ist.

Schäden durch Niederschlag und Schimmel

Denn das ist auch bitternötig gewesen. Niederschläge und Schimmelbefall verursachten bereits nachhaltig Schäden, teilte der Senat vor einigen Wochen auf Anfrage von Abgeordnetenhausmitglied Torsten Hofer (SPD) mit. Auch weise das Dach größere Fehlstellen auf, sodass ungehindert Regen und Schnee ins Gebäude eindringen können. Aus diesem Grund wurde von der BVG eine sogenannte Wetterschutz-Einhausung geplant, heißt es aus dem Senat. Inzwischen sind die Fenster des alten Verwaltungsgebäudes derart verschlossen, dass sich die Schäden durch Witterungseinflüsse nicht mehr vergrößern. Nach entsprechender Vorarbeit ließ die BVG außerdem das marode Verwaltungsgebäude seit Mai einrüsten und ein Schutzdach montieren.

Aber gibt es denn schon Pläne für das seit vielen Jahren leerstehende Verwaltungsgebäude und alle weiteren Gebäude auf dem Straßenbahnbetriebshof? „Es gibt mehrere Optionen, die wir derzeit prüfen, zu denen wir aber derzeit noch keine Angeben machen können“, teilt Markus Falkner mit. Die geprüften Nutzungsoptionen hängen mit geplanten Straßenbahn-Streckenerweiterungen zusammen, so der BVG-Pressesprecher.

Aus Kostengründen stillgelegt

Möglicherweise wird der Betriebshof also vielleicht doch noch reaktiviert und erhält eine ähnliche Bedeutung wie vor 120 Jahren. Als Betriebshof III der Großen Berliner Straßenbahn wurde er 1901 an der damaligen Kaiser-Wilhelm-Straße eröffnet. Er wurde seinerzeit als einer von insgesamt sechs fast typengleichen Betriebshöfen für den elektrischen Straßenbahnbetrieb errichtet. Der Betriebshof bot Platz für 190 Trieb- und Beiwagen. Zu dem Gebäudeensemble gehörte neben einer Fahrzeughalle mit Werkstatt und den Gleisen 1 bis 19 auch das Verwaltungsgebäude mit Wohnungen für den Leiter des Betriebshofs und den Oberschlosser. Im Jahr 1924 erhielt der Straßenbahnbetriebshof außerdem einen Werkstattanbau.

Vor mehr als zwanzig Jahren wurde der Straßenbahnbetriebsbahnhof von der BVG aus Kostengründen stillgelegt. In den Folgejahren diente das unter Denkmalschutz stehende Areal bis 2015 vor allem zur Unterbringung von historischen Fahrzeugen der BVG. Um diese kümmerte sich der Denkmalpflegeverein Nahverkehr Berlin, ehe er in Köpenick ein neues Domizil fand. Das Grundstück an der Dietzgenstraße 100 gehört weiterhin der BVG. Diese will es vorerst auch nicht veräußern, weil es eventuell für eine Reaktivierung benötigt wird.

Wenn es allerdings irgendwann von der BVG doch nicht mehr benötigt wird, könnte dort perspektivisch ein Stadtteilzentrum für Niederschönhausen entstehen, schlägt der Niederschönhausener Abgeordnete Torsten Hofer vor. So etwas gibt es im Ortsteil nämlich noch nicht.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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