Marode, vernachlässigt, unwürdig: Gedenkstätte 17. Juni 1953 soll besser gepflegt werden
Nikolassee. Die Gedenkstätte 17. Juni 1953 soll künftig besser gepflegt und instandgehalten werden. Dies hat die Bezirksverordnetenversammlung beschlossen.
Die Gedenkstätte befindet sich auf der Potsdamer Chaussee, auf der Brücke zum Autobahnkreuz Zehlendorf. Dort steht ein von Büschen und Hecken umgebenes Holzkreuz mit der Inschrift „Den Opfern und unerschrockenen Kämpfern für Menschenrecht, Menschenwürde, für Wahrheit und Freiheit, 17. Juni 1953“.
Am diesem Tag protestierten rund eine Million Menschen in Ost-Berlin und der gesamten DDR gegen die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse. Der Protest wurde von der Roten Armee niedergeschlagen. Es gab rund 60 Tote. Der 17. Juni war von 1954 bis zur deutschen Wiedervereinigung 1990 als „Tag der deutschen Einheit“ der Nationalfeiertag der Bundesrepublik Deutschland.
Im Antrag von CDU- und SPD-Fraktion heißt es, eine ganzjährige Grünpflege soll angestrebt werden. „Die Gedenkstätte ist fast das ganze Jahr hindurch in einem vernachlässigten und unwürdigen Zustand“, sagt Norbert Buchta, Fraktionsvorsitzender der SPD. Das Holzkreuz sei marode. Die Grünpflege finde gefühlt nur kurz vor dem Gedenktag statt. „In diesem Jahr wurden erst eine Woche vor der erneuten Kranzniederlegung die alten entsorgt“, beklagt Buchta.
Der SPD-Fraktionschef fordert zudem, dass angemessen auf die einzige originäre Gedenkstätte, die an den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 und an dessen Opfer erinnert, im öffentlichen Straßenland hingewiesen wird. Die in Berlin üblichen blauen Hinweisschilder könnten an den Kreuzungen Clayallee/Teltower Damm, Potsdamer Chaussee/Argentinische Allee und am S-Bahnhof Wannsee aufgestellt werden. Derzeit befindet sich dort nur ein kleines Schild, das leicht übersehen werden kann.
Gegenüber dem Holzkreuz steht ein 1954 aufgestellter Gedenkstein. Er ist „den russischen Offizieren und Soldaten, die sterben mussten, weil sie sich weigerten, auf die Freiheitskämpfer des 17. Juni 1953 zu schießen“, gewidmet. Dabei soll es sich um 18 sowjetische Soldaten handeln, die von einem Militärgericht zum Tode verurteilt und am 28. Juni 1953 erschossen wurden.
Historiker bezweifeln jedoch, dass die Hinrichtungen tatsächlich stattgefunden haben. „Der Stein soll vorerst liegen bleiben, erfährt aber keine Würdigung“ sagt Buchta.
„Vielleicht ist mit Historikern und den zuständigen Stellen darüber zu sprechen, ob eine Entfernung in Frage kommt.“ uma
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.