Das Heimatmuseum erzählt die Geschichte der Familie Sobernheim

Walter Sobernheims Festgesellschaft zum 25-jährigen Dienstjubiläum als Brauereidirektor. | Foto: Martin
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Nikolassee. "Einheit und Harmonie - Die Familie Sobernheim und das Haus Waltrud auf Schwanenwerder" heißt die neue Ausstellung im Heimatmuseum Zehlendorf. Anhand von Fotos, schriftlichen Dokumenten und Alltagsgegenständen können Besucher eine Zeitreise ins erste Drittel des 19. Jahrhunderts unternehmen.

Dr. Walter Sobernheim (1869-1945) war Direktor der Schultheiss-Patzenhofer-Brauerei. Er erwarb 1912 ein Grundstück auf der Insel Schwanenwerder mit Zugang zum Wannsee. Mit dem Entwurf einer 34-Zimmer-Villa beauftragte er Bruno Paul (1874-1968), Architekt und Karikaturist bei der satirischen Zeitschrift Simplicissimus. Es entstand ein repräsentatives Wohnhaus samt Nebengebäuden.

Walter und Gertrud (1875-1938) Sobernheim sowie ihre drei Kinder wohnten zuvor unter anderem am Lützowplatz. Das Haus "Waltrud", zusammengesetzt aus den Vornamen des Ehepaars, wurde zum Rückzugsort. 1928 feierte Sobernheim sein 25-jähriges Dienstjubiläum. Auf einem sepia-braunen Foto ist die Festgesellschaft mit rund 90 Gästen zu sehen. Weitere Zeugnisse des Lebens im gehobenen bürgerlichen Milieu sind Tassen und Teller mit dem Monogramm "WS", Reisetaschen aus Leder, wertvoller Schmuck.

Die Machtübernahme der Nationalsozialisten beendete diese Ära. Die Familie emigrierte 1933 nach Paris. Von dort aus löste Gertrud Sobernheim mit Hilfe der langjährigen Hausangestellten Emma Lehmann (1876-1963) den Haushalt auf. Das Schriftstück mit der Abmeldung aus Schwanenwerder vom 26. Januar 1934 ist in der Ausstellung zu sehen. Weitere Exil-Stationen waren Nizza, Lausanne und New York. Gertrud Sobernheim starb 1938, Walter 1945. Beide wurden auf dem Friedhof Père Lachaise in Paris beigesetzt.

Der Industrielle Max Baginski kaufte das Haus Waltrud an der Inselstraße 15-18 1938, ab 1941 wohnte dort der Albert Speer. Insgesamt ein Drittel der Bewohner Schwanenwerders waren jüdischer Abstammung, die nach der Machtergreifung emigrierten. Nach ihnen kam Nazi-Prominenz auf die Insel.

Die Geschichte der Ausstellung reicht bis ins Jahr 2011 zurück. Damals erhielt das Aktive Museum, das gemeinsam mit dem Heimatverein und dem Kulturamt Steglitz-Zehlendorf die Schau organisiert hat, den Auftrag, einen Lehrpfad anzulegen und eine Stele zu errichten, um über die Historie der Gebäude zu informieren. "Auf der Suche nach den Nachkommen der Familie Sobernheim sind wir auf eine wahre Wunderkammer gestoßen, davon sind hier jetzt Stücke zu sehen", sagte Christine Fischer-Defoy vom Aktiven Museum bei der Eröffnung.

Das Haus Waltrud wurde anfangs der 1970er Jahre abgerissen. Auf dem Gelände steht heute ein Gebäude der Würth-Gruppe.

Die Ausstellung im Heimatmuseum, Clayallee 355, ist bis 10.Juli, Mo/Do 10-18 Uhr, Di/Fr 10-14 Uhr. Eintritt ist frei. Führungen unter 902 99 45 16.
Ulrike Martin / uma
Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

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