Schmerz, Verletzung, Hoffnung
Drei Geflüchtete aus Gemeinschaftsunterkünften stellen gemeinsam aus
Gegenständlich, abstrakt oder plakativ: Die Bilder, die drei Geflüchtete aus den Gemeinschaftsunterkünften Hohentwielsteig und Lissabonallee auf die Leinwände gebracht haben, sind sehr unterschiedlich, zeigen viel von der Persönlichkeit der Maler. Die Werke sind jetzt in einer Ausstellung mit dem Titel „Empfindungen ausdrücken“ zu sehen.
Mersedeh Jamzadeh kommt aus dem Iran. Sie hat in Teheran zwei Jahre an der Art-Universität studiert. „Ich wünsche mir, mein Studium der Malerei fortzusetzen und später von meiner Kunst leben zu können“, sagt sie.
Für Watheq Al-Ghrebawi ist das Malen auch eine Art Therapie. „Für kurze Zeit kann ich dann die Sorgen um meine Familie, die noch im Irak ist, vergessen.“ Er bringt Bilder seiner Heimat aufs Papier und fühlt sich dadurch seinem Zuhause näher.
Mohannad Abdulrazzak aus Syrien hat zwei Ziele: Er wünscht sich, einen Studienplatz an der Technischen Universität Berlin zu erhalten, er will Ingenieur werden. Und er möchte Bilder malen, die den Betrachtern gegenüber ausdrücken, was er empfindet.
Alle drei haben sich schon in ihren Heimatländern mit der Malerei beschäftigt. Seit Juni sind sie in der Unterkunft Hohentwielsteig zusammen gekommen, um neue Bilder entstehen zu lassen. Das Projekt wurde von der Sozialpädagogin Heidi Kröger geleitet und vom Maler Nil Ausländer künstlerisch begleitet.
Sechs Mal trafen sich die Geflüchteten mit Ausländer im Hohentwielsteig. Es wurde nicht nur in der Unterkunft gemalt, es ging auch in die Stadt und einmal in einen Garten. Die entstandenen Bilder zeigen eine große Vielfalt. So ist eine Figur zu sehen, die über eine Hängebrücke läuft oder eine in Schwarz gekleidete Gestalt in einem Ruderboot, die in die Ferne blickt oder nach etwas Ausschau hält.
Mohannad hat wilde, galoppierende Pferde gemalt, Mersedeh Berliner Wahrzeichen wie das Brandenburger Tor und den Fernsehturm. „Ich war über das Niveau der Bilder richtig platt“, erzählt Heidi Kröger, die früher selbst gemalt und Kurse gegeben hat.
Für Mersehdeh könnte es bald weitergehen mit dem Studium. Kröger hat den Kontakt mit der Kunsthochschule Weissensee hergestellt. Für Watheq sucht sie jemanden, der ihm helfen könnte, seine Technik auszubauen und weiter zu entwickeln. „Er ist absoluter Laie, wurde angeschossen und kann durch die Verletzung seine rechte Hand nicht einsetzen, er malt mit links.“
Die Ausstellung ist bis zum 31. Dezember im Foyer der Ikarus plus GmbH, Potsdamer Chaussee 80 (Eingang bei der Apotheke) zu sehen. Die Öffnungszeiten sind Mo bis Fr 7.30-21 Uhr und Sa 9 bis 16 Uhr. Am Freitag, 27. September, findet von 19 bis 21 Uhr die Vernissage statt.
Kontakt zu Heidi Kröger gibt es unter 0172/947 80 90.
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.