Dauerausstellung überarbeitet
Schau im Museumsdorf Düppel mit vielen neuen interaktiven Elementen
In der Dauerausstellung im Museumsdorf Düppel gibt es jetzt Mitmachstationen und fiktive Figuren, die aus ihrem Leben im Mittelalter erzählen. Die Schau wurde komplett neu gestaltet und bietet neben dem bloßen Betrachten interessanter Exponate interaktive Aktionen.
„Mit der neuen Dauerausstellung wollen wir Themen wie Ökologie und Nachhaltigkeit vermitteln“, erklärt Paul Spies, Direktor des Stadtmuseums, zu dem das Museumsdorf gehört. „Das sind Trends, die im Alltagesleben einer Großstadt eine immer größere Rolle spielen werden.“ Rund 47 000 Besucher besuchten die Dauerausstellung im vergangenen Jahr, fünf Prozent mehr als ein Jahr zuvor.
Die meisten Besucher sind Familien mit Kindern und Schulklassen. Sie dürften sich besonders über die neuen Mitmachangebote freuen. Sie können an Fläschchen mit aus Kiefern und Birken gewonnenem – stinkendem - Pech riechen, durch ein Mikroskop Pollen von Hirse und Hanf analysieren oder ein kleines Modell eines mittelalterlichen Hauses auseinander- und wieder zusammenbauen.
Zwölf Stationen gibt es zu entdecken. Die erste berichtet per Bildschirm von den Anfängen der Anlage. 1975 hatte sich der Förderverein Museumsdorf gegründet. Das Ziel: Auf dem Gelände, wo bei Grabungen ab 1940 Reste einer hochmittelalterlichen Siedlung, die um 1200 entstanden war, entdeckt wurden, ein Dorf aus dieser Zeit mit Häusern, Gärten und Äckern zu errichten – inklusive der Darstellung von altem Handwerk.
Originale Brunnenhölzer aus der Anfangszeit des Dorfes, das von einer deutsch-slawischen Bevölkerung bewohnt wurde, sind zur Anschauung aufgebaut worden. „Pollenfunde geben Hinweise darauf, dass die Menschen damals unter anderem Roggen angebaut haben“, erläutert Kuratorin Julia Heeb. Alle Funde, die in den Schaukästen ausgestellt sind, darunter Keramikscherben, ein Reitersporn oder Schläfenringe, die als Haarschmuck dienten, stammen vom Areal des Freilichtmuseums.
Bei Grabungen entdeckten Archäologen mehrere trichterförmige Gruben. Sie dienten der Teerherstellung, wie auf einer Schautafel zu lesen ist. Weitere Themen beschäftigen sich mit Ernährung, Eisenverarbeitung oder Landwirtschaft. Über die damalige Kleidung erfährt der Besucher, wie wertvoll sie war – rund 400 Stunden dauerte die Herstellung eines Gewandes.
Die Glanzstücke der Ausstellung sind jedoch sechs Stelen, auf denen fast fotorealistisch gemalte, lebensgroße Figuren aus der Zeit um 1200 zu sehen sind. Frauen und Männer kochen und hämmern, schmieden und spinnen. Ein Mädchen dreht einen Mühlstein, ein alter Mann flicht einen Korb. Alle erzählen sie an Audiostationen aus ihrem Lebensalltag. Texttafeln in Deutsch und Englisch komplettieren das Informations-Angebot.
Die Außenanlagen des Museumsdorfes sollen in einem nächsten Schritt neu erschlossen werden. Bei Veranstaltungen treten die rund 60 Mitglieder des Fördervereins, der rund 800 Personen zählt, in zeitgemäßer Kleidung auf und führen alte Handwerkstechniken vor. Wie zum Beispiel Snorri Varnarsson. Er bearbeitet mit Hammer und Meißel eine Schale, Vorbild ist ein alter Fund. Jasmine Kunze wird in Düppel zur Gärtnerin, kümmert sich um das Wachstum der Pflanzen und rupft Unkraut. Und Michael Eggers, Feuerwehrmann, betätigt sich als Imker.
Am 2. und 3. Juni, beim Handwerkerfest, sind die Mittelalter-Freunde wieder anzutreffen. Jeweils von 10 bis 18 Uhr zeigen sie ihr Können. Der Eintritt kostet vier, ermäßigt drei Euro.
Geöffnet ist das Museumsdorf Düppel, Clauertstraße 11, vom Frühjahr bis zum Herbst sonnabends, sonntags und an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr, Eintritt 3,50, ermäßigt 2,50 Euro. Mehr Infos gibt es unter dueppel.de und stadtmuseum.de.
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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