Fangschrecke lebt in einem Garten in Nikolassee

Klaus E. muss manchmal etwas länger in seinem Himbeerstrauch suchen, um die Gottesanbeterin zu finden. Sie verfügt über eine sehr gute Tarnung. | Foto: Martin
2Bilder
  • Klaus E. muss manchmal etwas länger in seinem Himbeerstrauch suchen, um die Gottesanbeterin zu finden. Sie verfügt über eine sehr gute Tarnung.
  • Foto: Martin
  • hochgeladen von Ulrike Martin

Nikolassee. Als Klaus E. Ende August morgens durch seinen Garten schritt, fiel ihm ein grüner Fleck auf dem roten Zierahorn auf. Beim näheren Hinsehen entpuppte sich der Fleck als seltenes Insekt: Eine Fangschrecke, auch unter dem Namen Gottesanbeterin bekannt, hatte sich in seinem Garten einquartiert.

"Ich habe vor 30 Jahren in Korea Gottesanbeterinnen gesehen, deshalb wusste ich, was da vor mir ist", sagt Klaus E. Auf den ersten Blick könnte ein Laie das knapp acht Zentimeter lange Tier auch für eine Heuschrecke halten. Der Entdecker freute sich jedenfalls und zeigte die Fangschrecke seiner Frau Dagmar. "Tja, jetzt haben wir ein Haustier", war ihre Reaktion. Das Insekt wurde vom nicht sehr ergiebigen Ahorn auf einen Strauch mit weißen Himbeeren umgesetzt, die jetzt noch Früchte produzieren. Fliegen, Wespen und Co kommen vorbei - die Schrecke hat ein abwechslungsreiches Speisenangebot.

Klaus E. forschte im Internet, las, dass die Europäische Gottesanbeterin (Mantis religiosa, Oberbegriff Fangschrecke) in Deutschland auf der Roten Liste der Geradflügler in die Kategorie 3 (gefährdet) eingruppiert ist und weder gefangen noch gehalten werden darf. Ein Anruf beim Naturschutzbund Deutschland folgte, der auf Bernd Krüger von der Entomologischen Gesellschaft Orion verwies. Der Verein befasst sich mit Insektenkunde. Krüger bestätigte die Seltenheit der Gottesanbeterin hierzulande, nahm das Exemplar in Nikolassee in Augenschein und stellte fest, dass es ein weibliches, nicht begattetes Tier ist. "Es gibt zwei oder drei Vorkommen in Brandenburg, eins auf dem Schöneberger Südgelände", erklärt Krüger. "In Süddeutschland und in Österreich sind die Insekten öfter anzutreffen." Bisherige DNA-Untersuchungen hätten ergeben, dass die Berliner und Brandenburger Vertreter aus Italien kommen - vermutlich auf dem Schienenweg. Eher ungewöhnlich sei, dass es sich beim Exemplar in Nikolassee um ein Einzeltier handele.

Bernd Krüger möchte daher herausfinden, ob es in Nikolassee weitere Fundorte mit weiteren Fangschrecken gibt. "Es könnte ja sein, das Spaziergängern oder Hundebesitzern etwas auffällt, wir würden uns über eine Meldung per E-Mail an bkrg@bkmakro.de sehr freuen", sagt Krüger.

Gottesanbeterinnen sind einjährig, beim ersten Frost sterben sie. Bis dahin werden Klaus und Dagmar E. ihr "Haustier" beobachten - und manchmal etwas länger im Himbeeerstrauch suchen müssen, denn die Tarnung des Insekts ist perfekt. Die Chancen, dass die Gottesanbeterin in ihrem Garten bleibt, stehen gut - solange sie genug Beutetiere findet. Und wenn sie doch verschwindet? "Wenn sie einen anständigen Kerl findet, habe ich nichts dagegen", meint Klaus E. augenzwinkernd.

Wissenswertes zur Gottesanbeterin mit den wie zum Gebet angewinkelten Vorderbeinen findet man auf Krügers Internetseite www.bkmakro.de
Ulrike Martin / uma
Klaus E. muss manchmal etwas länger in seinem Himbeerstrauch suchen, um die Gottesanbeterin zu finden. Sie verfügt über eine sehr gute Tarnung. | Foto: Martin
Die Gottesanbeterin verfügt über eine sehr gute Tarnung. | Foto: Martin
Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

20 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 389× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 686× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 661× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.068× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.