Hintergrund des Gedenksteins für russische Soldaten soll endlich geklärt werden
Die Gedenkstätte 17. Juni 1953 an der Potsdamer Chaussee in der Nähe des Zehlendorfer Kleeblatts erinnert nicht nur an den Volksaufstand in der DDR. Dem Kreuz gegenüber steht ein Stein, der russischen Soldaten gewidmet ist.
Der historische Hintergrund dieses Steins soll jetzt geklärt werden. Die SPD-Fraktion hat in der jüngsten Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung einen entsprechenden Antrag gestellt.
„Den russischen Offizieren und Soldaten, die sterben mussten, weil sie sich weigerten, auf die Freiheitskämpfer zu schießen“, lautet die Inschrift auf dem Stein. Es soll sich um 18 sowjetische Soldaten gehandelt haben, die von einem Militärgericht zum Tod verurteilt und am 28. Juni 1953 erschossen wurden. Der Stein soll 1954 auf Initiative einer russischen Exilgruppe aufgestellt worden sein. Das Kreuz, das an den von der Roten Armee blutig niedergeschlagenen Aufstand in Ostberlin gegen die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse erinnert, steht bereits seit dem 28. Juni 1953.
Es gibt Historiker, die bezweifeln, dass die Hinrichtungen tatsächlich stattgefunden haben. Laut Wikipedia ergaben Recherchen, dass die Informationen nur einer einzigen Quelle entstammen: einem Flugblatt, das von dem russischen Emigrantenbund NTS – Bund der russischen Solidaristen, verbreitet worden war.
Zeitgenössischen Veröffentlichungen zufolge lieferte den Hinweis dazu ein Sowjetmajor namens Nikita Ronschin, der nach dem Aufstand in den Westen geflüchtet sein soll. Eine Untersuchung der Archive des Ministeriums für Staatssicherheit durch die Gauck-Behörde ergab jedoch, dass Ronschin schon im April 1953 zu den Amerikanern übergelaufen und nach Westdeutschland gebracht worden war. Hinzu kommt, dass die Armeeeinheit, in der die betroffenen Soldaten laut Angaben der Organisation NTS gedient haben sollen, bereits vor dem 17. Juni aufgelöst worden war.
Auch in der jüngeren Vergangenheit seien Zweifel an diesem Hergang geäußert worden, der Hintergrund der Ehrung der Soldaten sei als Propaganda bezeichnet worden, schreibt die SPD-Fraktion in ihrem Antrag. „Tatsache ist, dass dieser Gedenkstein gestiftet und mit Zustimmung des Bezirksamtes auf die Gedenkstätte gesetzt wurde. Es ist daher nicht unbegründet, anzunehmen, dass die damaligen Vertreter verantwortlich den historischen Hintergrund aufgeklärt hatten.“
Jetzt sei eine fachlich versierte Aufklärung durch Historiker vorzunehmen, heißt es weiter. Bis zum Nachweis eines anderen historischen Sachverhalts sei der Gedenkstein zu respektieren. Der Antrag wird demnächst im Ausschuss für Schule, Bildung und Kultur beraten.
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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