Bürger besorgt über Anstieg von Wohnungseinbrüchen
Polizeipräsident Klaus Kandt, Polizeidirektor Andreas Pahl und Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) hatten am Dienstagabend, 26. November, einen schweren Stand. Denn was sie über Verbrechensbekämpfung im Stadtteil zu sagen hatten, fand kaum Verständnis bei den rund 200 Zuhörern in der Dreilinden-Grundschule. Allein 40 Wohnungseinbrüche dieses Jahr haben in Nikolassee Unmut erzeugt.
Der Staat erscheint ratlos. Der moderierende Bundestagsabgeordnete Karl-Georg Wellmann (CDU) versuchte mehrmals, die Wogen zu glätten - etwa, wenn die beiden Polizeiführer erklärten, dass sich das Eintreffen von Polizisten am Tatort verzögern könne. Nur bei einem "gegenwärtigen Einbruch" mit dem Verbrecher im Haus könne der Bürger mit weniger als zehn Minuten rechnen, die vom Notruf bis zur Ankunft der Beamten vergingen.
Unruhe auch im Publikum, als Kandt den Vorwurf, der Staat müsse für das Geld der Steuerbürger mehr tun, mit dem Hinweis auf Haushaltslöcher beantwortete. "Sie zahlen vielleicht nicht genug Steuern", erklärte Kandt und fürgte hinzu, dass Bürger kein "Rundum-Sorglos-Paket" vom Staat erwarten könnten. Der seit langem beklagte Personalmangel ist laut Kandt die Ursache für fehlende Polizeipräsenz in der Öffentlichkeit. West-Berliner seien früher in dieser Hinsicht verwöhnt gewesen. Während 2001 noch 28 000 Polizisten im Dienst waren, seien es heute lediglich 22 000. 6000 Polizeibeamten gingen zudem bald in den Ruhestand. Geeigneter Nachwuchs werde gesucht.
"Wir nehmen Einbrüche sehr ernst", erklärte der Polizeipräsident. Die meisten der Einbrecher seien Reisende aus Ost- oder Südeuropa, darunter viele bulgarische und rumänische Staatsbürger. Als getarnte Ersttäter mit Wohnsitz in der Europäischen Union konnte die Justiz laut Thomas Heilmann diese nicht einsperren, auch nicht, wenn sie nach gescheiterter Aburteilung das gleiche Verbrechen noch mal begingen. Das soll sich laut dem Justizsenator jetzt ändern. Könne eine Serientäterschaft nachgewiesen werden, verbleibe der Täter in U-Haft. Dazu sollen die 28 zusätzlich eingestellten Staatsanwälte beitragen.
Am Ende blieb der Aufruf zu mehr Achtsamkeit und Vorsorge. 40 Prozent der Einbruchsversuche scheitern laut Kandt etwa an aufmerksamen Nachbarn oder einem Hund im Haus. Polizeisprecher Stefan Redlich rät, im Zweifelsfall 110 anzurufen, ohne Sorge, dass der Einsatz den Anrufer etwas kosten könnte. Auch die Beratung durch die Kriminalpolizei sei jetzt wieder kostenlos.
Henning Schröder von der BI Nikolassee meint, der Hund im Haus sei wohl die sicherste Alarmanlage: "Der Abend in der Dreilinden-Schule war nicht der letzte zu dem Thema."
Autor:Lokalredaktion aus Mitte |
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