Bürger von Nikolassee fürchten um Bild der Villenkolonie
Nikolassee. Der Bau von immer mehr modernen Mehrfamilienhäusern hat Bürger in Nikolassee auf den Plan gerufen. Sie fordern eine Verordnung, die den alten Bestand vor allzu groben Bausünden schützen soll.
Die Gegend rund um die Rehwiese ist ein ruhiges Wohnviertel. Viele der vor etwa Hundert Jahren gebauten Häuser stehen unter Denkmalschutz. Berühmte Architekten haben in den Straßen zwischen S-Bahnhof und Spanischer Allee ihre Spuren hinterlassen. Hermann Mutesius, Robert Kleinau und Julius Posener stehen für die Siedlung, die nach dem Bau der Eisenbahn 1902 entstand. Nun befürchtet die Bürgerinitiative Nikolassee (BIN), dass im Zuge "aggressiver Bautätigkeit von Investoren" immer mehr Betonklötze entstehen. Sie könnten den Charakter des Stadtteils als Villenkolonie gefährden, erklärt Initiative-Sprecher Henning Schröder.In der ehemaligen Landgemeinde zwischen Bahnlinie im Westen, Spanischer Allee im Norden und Potsdamer Chaussee im Süden gibt es Dutzende von Baudenkmälern und Gartendenkmalen aus dem ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts, die nicht verändert werden dürfen. Doch andere Häuser, deren Besitzer verstarben oder aus Altersgründen verkauft wurden, seien das Ziel von Investoren, die auf Grundstücken, auf denen ehemals ein Haus stand, vier oder sechs hochzögen. "Es wird immer mehr parzelliert", sagt Schröder, der auf abschreckende Beispiele aus den 60er- und 70er-Jahren verweist wie massive Mehrfamilienhäuser der Neuen Heimat nahe dem Rehwiesen-Urstromtal. Auch dem frühen Mebes-Emmerich-Bau in der Spanischen Allee 87 scheint Böses zu drohen, sagt der BIN-Sprecher. Ein Schild am Gartenzaun kündet die baldige Errichtung eines "Traumhauses" an.
Die Rehwiese selbst ist seit 1960 durch eine Verordnung geschützt. Die BIN fordert vom Bezirk nun eine "Erhaltungsverordnung" für den ganzen Stadtteil.
Solche Verordnungen lassen Neubauten nur unter strengen Auflagen zu. So soll verhindert werden, dass durch besonders auffällige Einzelhäuser die Anmutung von Straßenzügen zerstört wird.
Einen Brief Schröders an Bezirksbürgermeister Norbert Kopp (CDU) von Anfang März beantwortete dieser zunächst nicht. Er vertröstete die BIN auf eine spätere Antwort durch Baustadtrat Norbert Schmidt. Dieser indes ist dafür bekannt, dass er sich lieber auf seine Amtsleiter verlässt, so die Vermutung der BIN. Auf die Seite der BIN hat sich hingegen der CDU-Bundestagsabgeordnete Karl-Georg Wellmann gestellt.
Martinus Schmidt / mst
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