Nikolassee. Die 18. Sitzung des Stadtplanungsausschusses war eine außerordentliche. Die Mitglieder diskutierten auf der Straße - im Stehen. Die bei Nachbarn umstrittene Bebauung eines Grundstücks veranlasste die Verordneten zu diesem Vorort-Termin.
Vor dem Haus Nummer 17 versammelten sich Hunderte von Anwohnern, um mit den Ausschussmitgliedern und Baustadtrat Norbert Schmidt (CDU) die ruhige Wohnstraße zu besichtigten. Der Eigentümer der Immobilie möchte sein fast 80 Jahre altes Haus abreißen und ein neues bauen lassen. Die Erlaubnis zum Abriss hat er bereits. Doch der Neubau erregt den Unmut der Anwohner. Eine Initiative von Nachbarn unter Leitung von Almuth Kröger spricht vom "architektonischen Einheitsbrei", den es zu verhindern gelte. Die Anwohner verteilten Computeranimationen, auf denen ein "Glaskasten" zu sehen war, der von weißem Beton durchzogen ist. Der Eigentümerfamilie ist der Rummel um ihr Grundstück sichtlich unangenehm. Sie möchte auch namentlich nicht genannt werden. Sie wehrt sich gegen den Vorwurf, der geplante Neubau passe nicht in die Landschaft. Die auf den Blättern abgebildeten Entwürfe stellten "ein völlig falsches Bild des Hauses dar", sagte Architekt Henner Rolvien. Die Architektur eines Hauses könne zudem nicht Gegenstand eines demokratischen Entscheidungsprozesses sein. Ob sie gelungen ist oder nicht, ist nach Rolviens Worten, eine Frage, die Fachleute diskutieren könnten.
Nachbar Curt von Goßler fürchtet indes, dass die geplante moderne Form des Hauses weitere ähnliche Bauwerke nach sich ziehen werde. Der Entwurf Rolviens orientiere sich nicht am Baustil der Gegend, so der Stadtplaner.
Baustadtrat Norbert Schmidt ließ sich auf keine Debatte über die Architektur ein. Aus Verwaltungssicht bestünde kein Grund, eine Genehmigung zu versagen. "Alle vom Gesetz geforderten Vorgaben, Normen, Maße, Massen sind eingehalten." Auch SPD-Fraktionschef Norbert Buchta erklärte: "Wir sehen keine formalen Hürden. Das Ding ist genehmigungsfähig." CDU-Fraktionschef Torsten Hippe stellte dagegen noch einmal fest, dass der Bau nicht in die Landschaff passe. Der Ausschuss wollte nach Redaktionsschluss am 11. Juni über das Thema weiter diskutieren.
Martinus Schmidt / mst
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