Nikolassee. Informationstafeln auf Schwanenwerder erinnern jetzt an die bewegte Vergangenheit der Insel. In den 30er-Jahren wurden jüdische Eigentümer von der Insel vertrieben, ihre Anwesen vom Staat geraubt.
Stadträtin Cerstin Richter-Kotowski, Kultur-Staatssekretär André Schmitz und Christine Fischer-Defoy vom Aktiven Museum enthüllten am 30. April sechs solcher Stelen mit Fotos und Texten über das vergangene Schwanenwerder an der Inselstraße.Als bedeutender Zeitzeuge, der 1935 dort geboren wurde, erinnerte Georg Schertz an das Thema der etwa zwei Meter hohen Informationstafeln: das Unrecht der NS-Diktatur. Der frühere Polizeipräsident verbrachte nach eigenen Worten sein ganzes Leben auf der Insel.
Denn dramatisch wurde es auf dem idyllischen Eiland vor 80 Jahren, als die gerade an die Macht gekommenen Nationalsozialisten die deutsche Bevölkerung nach rassischer Herkunft unterteilten. Ein Drittel der Anwesen auf der Insel gehörte bis dahin jüdischen Deutschen, die seitdem nach und nach enteignet und vertreiben wurden. Statt ihrer wohnten dann höchste NS-Funktionäre wie Josef Goebbels auf Schwanenwerder.
"Die brauen Okkupanten", berichtet Schertz, "die die zuvor jüdischen Mitbürgern gehörenden Grundstücke an sich brachten, hatten in der Gartendenkmalpflege nicht den kulturellen Hintergrund, das zu bewahren, was sie übernommen hatten." Auch NS-Bonzen wie Albert Speer und Hitlers Arzt Theo Morell waren die Nutznießer des staatlich organisierten Raubes, die als Verkäufe und Abgaben kaschiert wurden. Die Stelen, so Schertz, stehen "auf verlorenem Grund und künden davon".
Möglich wurde die Errichtung der Stelen durch den Verkauf landeseigener Grundstücke auf Schwanenwerder. Das Abgeordnetenhaus hatte im Dezember 2010 beschlossen, einen Teil der Erlöse für einen "Geschichtspfad" zu verwenden - die "Anbringung historischer Informationen auf Schwanenwerder zur Geschichte der Insel insgesamt und einzelnen Grundstücken mit NS-Geschichte". Fünf der Stelen stehen an der Gabelung der Inselstraße, eine gleich an der Einfahrt an der Brücke zum Eiland. Eine sechste Stele wurde am Eingang zum Wannseebad enthüllt.
Martinus Schmidt / mst
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