Zirkusprojekt für ukrainische und deutsche Kinder gestartet
Nikolassee. Jonglieren, balancieren, Pantomime: 120 Mädchen und Jungen aus der Ukraine üben sich in Artistik. Im Cabuwazi-Zirkuszelt hinter der Jugendfreizeiteinrichtung Düppel haben sie für einige Wochen ein neues Zuhause gefunden. Gemeinsam mit rund 50 deutschen Kindern trainieren sie für Auftritte in der Manege.
Oleg (11) und seine Freunde Jaroslaw und Gleb (12) leben seit einiger Zeit in Charkiw. Sie sind wie die anderen Kinder Flüchtlinge aus der 2014 proklamierten Volksrepublik Donezk. Zwischen den prorussischen Separatisten und dem ukrainischen Militär herrscht Krieg.
Für die drei Jungs ist der Aufenthalt in Berlin „superspannend“, wie sie der Dolmetscherin erklären. Deutsch haben sie noch kaum gelernt. Was bei Zirkuskunststücken nicht weiter stört. Jaroslaw versucht sich in Pantomime. „Das ist ganz schön schwer.“ Gleb und Oleg üben Jonglage, das Balancieren auf einem großen Ball und Sprünge auf dem Trampolin. Für die Dauer ihres Aufenthalts können sie Krieg und Flucht vergessen. „Aber natürlich wollen wir wieder nach Hause zurück, dort ist alles, was wir haben“, sagt Oleg.
Den jungen Flüchtlingen eine Zeitlang eine andere Welt zu bieten ist das Hauptanliegen der im Oktober 2014 gegründeten Organisation Partners Osteuropa gGmbH. „Viele Kinder sind durch den Krieg traumatisiert“, sagt Oliver Schruoffeneger, Managing Director der gemeinnützigen Gesellschaft. „Wir wollen ihr Selbstwertgefühl und ihr Selbstvertrauen wieder aufbauen. Applaus in der Manege ist dafür ein sehr gut geeignetes Instrument.“
Die Kinder leiden am meisten
Partners Osteuropa verfolgt aber auch das Ziel, im Rahmen der Städtepartnerschaft zwischen Zehlendorf und Charkiw Netzwerke zu knüpfen, Kooperationen zu fördern sowie zivilgesellschaftliche Strukturen zu stärken. Für Oleh Mirus, Botschaftsrat der Ukraine, ist die Zirkusaktion Zeichen einer „einmaligen Solidarität“. „In Charkiw gibt es eine Million Flüchtlinge, am meisten leiden die Kinder.“ Nicht nur monetäre Hilfe sei wichtig, ebenso Kontakte, Freundschaften und Partnerschaften. „Wir sind sehr froh, dass wir nicht alleine gelassen werden.“
Cabuwazi, der Träger des Projektes, ist Deutschlands größter Kinder- und Jugendzirkus. „Flüchtlingsarbeit spielt bei uns eine große Rolle“, sagt Lukas Unertl. Das Training und Zusammenleben mit den ukrainischen Kindern sei problemlos. „Beim Jonglieren braucht man keine Worte“, erklärt Unertl. „Außerdem haben wir drei russischsprachige Trainer.“
Finanziert wird das Projekt mit 100 000 Euro vom Auswärtigen Amt. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 125 000 Euro. „Die Restsumme haben wir mit Hilfe von Sponsoren eingeworben“, erklärt Schruoffeneger.
Zu den Auftritten der jungen Artisten sind Besucher herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei. Die Vorstellungen im Zelt an der Lissabonallee 6 beginnen am Sonnabend, 15. und 29. August, jeweils um 14 Uhr. uma
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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