60 Jahre "unter Strom"
1907 bis 1967 wurde im Kraftwerk Rummelsburg Energie erzeugt

Rechts die Maschinenhalle, links die Fassade des früheren Kesselhauses. | Foto: Ralf Drescher
4Bilder
  • Rechts die Maschinenhalle, links die Fassade des früheren Kesselhauses.
  • Foto: Ralf Drescher
  • hochgeladen von Ralf Drescher

Kennen Sie das Kraftwerk Rummelsburg? Vermutlich nicht, obwohl viele Berliner oft an dem markanten Backsteinbau vorbeifahren.

Es ist nicht mit dem modernen Vattenfall-Kraftwerk Klingenberg zu verwechseln. Seit 1967 außer Betrieb, steht es gleich neben dem früheren DDR-Funkhaus an der Rummelsburger Landstraße, unmittelbar an der Einmündung der Nalepastraße. Unmittelbar neben dem Grundstück befindet sich die Bezirksgrenze zu Lichtenberg.

Weil nach 1900 immer mehr Berliner einen Stromanschluss wollten und die Kraft aus der Steckdose nicht nur zum Beleuchten, Bügeln und Kochen nutzten und Industrie- und Handwerksbetriebe ebenfalls Gefallen am Elektroantrieb fanden, stieg der Verbrauch ständig an. Selbst große Kraftwerke wie die 1897 errichtete Kraftzentrale Oberspree konnten den Bedarf nicht decken. Deshalb gaben die Berliner Elektrizitäts-Werke, ein Vorläufer von Bewag und Vattenfall, an der Hauptstraße den Bau eines Kraftwerks in Auftrag. Baubeginn war im Sommer 1906, bereits im November 1907 wurden die ersten Turbinen angefahren. Beim Neubau hatte man von Anfang an auf diese gegenüber Kolbendampfmaschinen modernere Antriebsart gesetzt. Das Kraftwerk wurde bis 1917 mehrfach erweitert. Es besaß acht Kessel und vier mächtige Schornsteine, die mit 80 Metern Höhe sogar die Siegessäule überragten. Im Ersten Weltkrieg lieferte das Kraftwerk Rummelsburg unter anderem Strom für die Vereinigten Aluminium-Werke, die für den Flugzeug- und Luftschiffbau produzierten. Dort befindet sich heute das Kraftwerk Klingenberg.

In den Jahren 1925 bis 1929 wurde es nochmals bis in die Nalepastraße hinein erweitert. Vom Kesselhaus steht heute nur noch die extra gesicherte Fassade. Das Kraftwerk ging 1967 für immer außer Betrieb. Die Maschinenhalle des denkmalgeschützten Bauensembles wird seit Jahren für Veranstaltungen und Konzerte genutzt. Inzwischen gehört das ehemalige Kraftwerk dem Unternehmer Uwe Fabich, der auch das nahe Funkhaus, den Postbahnhof am Ostbahnhof und die Fahrgastreederei Riedel besitzt, die gleich neben Funkhaus und Kraftwerk ansässig ist.

Eine Gedenktafel an der Fassade erinnert an den Gewerkschafter und KPD-Funktionär Wilhelm Sült (1888-1921). Sült war Obermaschinist und Betriebsrat. Im Laufe der Revolution im November 1918 hatte Sült die Turbinen des Kraftwerks abschalten lassen um die kaisertreue Regierung unter Druck zu setzen. Während der Märzkämpfe 1921 wurde er festgenommen und ins Polizeipräsidium gebracht. Nach einer Vernehmung wurde er am 1. April vom schießwütigen Kriminalassistenten Albert Jannicke angeblich auf der Flucht angeschossen, einen Tag später verstarb Wilhelm Sült in der Charité. Die Tafel an seiner früheren Arbeitsstätte haben im ehemalige Kollegen am 1. Mai 1946 gewidmet.

Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

16 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 529× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 815× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 794× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.176× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.