Ausstellung über die Anfänge des Werks für Fernsehelektronik

Diese Fernsehkamera wurde um 1960 in Oberschöneweide gebaut. | Foto: Ralf Drescher
4Bilder
  • Diese Fernsehkamera wurde um 1960 in Oberschöneweide gebaut.
  • Foto: Ralf Drescher
  • hochgeladen von Ralf Drescher

Oberschöneweide. Im Jahr 1992 endete die Geschichte des Werks für Fernsehelektronik (WF). Begonnen hatte sie 1945, eine Ausstellung vor Ort vermittelt jetzt Wissenswertes aus den ersten Jahren.

Winfried Müller (82) hat die Ausstellung geschaffen. Als Hochfrequenztechniker hat er von 1958 bis 1992 im WF gearbeitet und zuletzt das Werksmuseum im Turm des Peter-Behrens-Baus aufgebaut. Zu sehen sind jetzt im Industriesalon Erzeugnisse, Dokumente und Fotos.

Im Juli 1945 wurde von den sowjetischen Besatzern das Laboratorium-Konstruktionsbüro und Versuchswerk Oberspree (LKVO) gegründet. „Die Sowjets waren daran interessiert, ihren technologischen Rückstand vor allem auf dem Gebiet der Elektronenröhren mithilfe deutscher Techniker abzubauen“, erzählt Müller. Bald wurden in der früheren AEG-Röhrenfabrik an der Ostendstraße wieder Rundfunkröhren, Senderöhren sowie Bildröhren für erste Fernsehgeräte gefertigt. Die Erzeugnisse gingen als Reparationsleistung in die Sowjetunion. „Wenn die Mitarbeiter ihr Tagessoll nicht erfüllt hatten, durften sie den Arbeitsplatz nicht verlassen. Erst wenn das Soll erfüllt war, wurden das Werktor geöffnet“, erinnert sich Müller.

Aus Sicherheitsgründen hatten die Sowjets alle leitenden Techniker und Fachkräfte wie zum Beispiel Glasbläser in einer Siedlung in Hirschgarten einquartiert. Am 22. Oktober 1946 wurden auf Befehl der sowjetischen Militäradministration von dort 230 Elektronikfachleute mit Lkws zum Bahnhof Kaulsdorf gebracht und von dort in die Sowjetunion deportiert. Per Vertrag mussten sich sich für eine fünfjährige Arbeit verpflichten. Nur einer hatte Glück, Walter Bruch (1908-1990), der spätere Erfinder das PAL-Farbfernsehens. Der hatte heimlich seine Wohnung in Wilmersdorf behalten und auch dort übernachtet. Sein Werksausweis ist in der Ausstellung zu sehen.

Dem Betrieb in Oberschöneweide fehlten nun wichtige Mitarbeiter. Mit Anzeigen in Tages- und Fachzeitschriften wurden unter anderem Physiker, Ingenieure, Radiotechniker, Schaltmechaniker und technische Zeichnerinnen gesucht.

Im Sommer 1946 war das LKVO zum Oberspreewerk geworden. Fünf Jahre später gab es eine erneute Umbenennung. Das Unternehmen wurde zum Werk für Fernmeldewesen und neben Röhren fertigte es auch Messgeräte und Sender. 1952 gab die Sowjetunion die Führung des Unternehmens auf, das Werk für Fernmeldewesen wurde Volkseigener Betrieb und firmiert seit 1960 als Werk für Fernsehelektronik. Im Wendejahr 1990 hatte das WF 9500 Mitarbeiter.RD

Die Ausstellung „Vom sowjetischen Laboratorium zum größten Werk Ostberlins“ ist noch bis 26. Februar im Industriesalon, Reinbeckstraße 9, Mittwoch sowie von Freitag bis Sonntag jeweils von 14 bis 18 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei,  53 00 70 42.


Hier ein kurzes Video aus der Ausstellung:

Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

16 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 98× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 49× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 459× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.060× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.